2012 Rennsteiglauf

Was wir hinter uns haben

Ein grandioser Bericht von Nadine S.-V., undedingt lesen!

Der »Rennsteig-Supermarathon« am 12. Mai 2012
72,7 km für die SG Stern Bremen

Nach 50 (Straßen-)Marathonstarts in zwölf Jahren und der Erkenntnis, dass mir Distanzen weitaus mehr liegen als hohe Tempi – ich erinnere vor allem Peter an meinen bislang letzten Versuch, nämlich beim Halbmarathon in Duisburg 2010, schnell zu laufen; mit Brechreiz schleppte ich mich ins Ziel, bäh! –, war es rückblickend wohl nur eine Frage der Zeit gewesen, bis ich bei einem der traditions-reichsten Trailruns, dem Rennsteiglauf in Thüringen (www.rennsteiglauf.de), landete. (Es war übrigens Hartmut von der SG Stern Bremen, der mich auf diese Fährte setzte – er erzählte mir im vergangenen Sommer vom Rennsteiglauf. Danke, Hartmut, das hast Du so packend gemacht, dass ich mich schon im Herbst 2011 anmeldete!)
Der diesjährige »Supermarathon«, die Rennsteig-Königsdisziplin, startete bei geschätzten sechs bis acht Grad Celsius am 12. Mai um 6.00 Uhr auf dem Marktplatz in Eisenach und endete für meinen Trainings- und Wettkampfpartner Michael aus Bochum und mich nach neun Stunden und 39 Minuten gegen 15.45 Uhr in milder Sonne auf dem Sportplatz in Schmiedefeld – 72,7 km südöstlich von Eisenach.

Nadine und Michael vor dem Start des »Rennsteig-Supermarathons«

Okay, okay – ich lief im vergangenen Juli bereits einen Hunderter, den »Preußen 100er« in Bochum, über den ich damals ausführlich berichtete (ja, nämlich hier: anklicken!), aber: Hand auf´s Herz, vor dem doch recht anspruchsvollen Profil des Rennsteiglaufs (Starthöhe 210 m NN in Eisenach; höchster Punkt 973 m NN; Zielhöhe 711 m NN in Schmiedefeld) hatte ich Respekt. So profiliert sind weder der Werdersee in Bremen noch meine »Hausstrecke« am Kemnader See in Bochum!

Wie im vergangenen Jahr vor dem Hunderter verdiente auch meine diesjährige Vorbereitung allenfalls das Prädikat »ausreichend«. Zwar absolvierten Michael und ich eine Reihe von sonntäglichen Trainingsläufen in (Über-)Marathonlänge, aber 85 Wochenkilometer überschritt ich auch dieses Mal nicht. In den Tagen vor dem Rennsteiglauf kam erschwerend hinzu, dass mein Kopf aufgrund eines gewaltsamen Einbruchs in meine kleine Bremer Zweitwohnung (und eines geradezu fluchtartigen Umzugs innerhalb Bremens) alles andere als frei und »ready to run« war. Michael war zweifellos bes-ser vorbereitet als ich – allerdings fehlte ihm die »Hunderter-Erfahrung«, die mir vielleicht just jenes Stückchen (Strecken-)Zuversicht lieferte, welches ich unter den skizzierten (suboptimalen) Bedingungen gut gebrauchen konnte…

Erst am Vorabend des Supermarathons beschloss ich, ohne meinen geschätzten SALOMON-Laufrucksack, der mich auf zahlreichen längeren Trainingsläufen begleitete, an den Start zu gehen; dies vielleicht im Glauben:

Was im Training nicht stört, verleiht im Wettkampf – in Abwesenheit – Flügel.

Stattdessen schnallte ich mir ein Gurtsystem von JACK WOLFSKIN um, in das ich neben meinem Handy (»für Notfälle« – ach ja: und für Fotos!) allerhand POWERBAR SportsShots (Cola & Lemon) packte.
Doch (fast) all dieses Catering erwies sich als unnötig, denn das Verpflegungsangebot war grandios; auf ewig unvergessen werden die Griebenschmalzbrote, Bockwürste und – ganz besonders – die Haferschleimsuppe in verschiedenen Geschmacksvarianten bleiben; auf Thüringisch klang Letztgenanntes übrigens ungefähr so: »Schläjm« [Klingt nicht sonderlich lecker, ist es aber!].
Zurück zum Lauf an sich. Schon recht früh hörte ich hinter mir eine freundliche Stimme rufen: »Ach, die SG Stern…!« Wer war’s? – Martin von der SG Stern Rastatt, der sich mir gegenüber als dortiger Spartenleiter vorstellte und gleich vom letztjährigen Deutschlandpokal in Bremen zu schwärmen begann, und dass Olli, Klosi, Stefan und Jens erst kürzlich in Rastatt am Halbmarathon teilnahmen. Eine sehr nette Begegnung – ein paar Mal noch liefen wir aneinander vorbei (was wohl daran lag, dass immer mal jemand ins Gebüsch musste und darauf hin – mit reduziertem Wettkampfgewicht – das Tempo zu verschärfen vermochte, hehe). Martin machte noch ein Foto von Michael und mir, und dann verschwand er und lief nach neun Stunden 14 Minuten, also vor uns, ins Ziel ein.
 
Michael und Nadine in einem frühen Stadium des »Rennsteig-Supermarathons«
(Dieses Foto machte Martin von der SG Stern Rastatt. Vielen Dank!)
Michael und ich »fraßen« Kilometer und schlürften alle zehn Kilometer köstlichen »Schläjm«. Da wir ein sehr gut eingespieltes Laufteam bilden – hey, Danke, Micha! –, war uns über weite Teile der Strecke eine Verständigung ohne Worte möglich. [Das finde ich ja selbst als Frau mal ganz nett: dass man nicht immer reden muss… Ob Peter wohl nonstop reden würde bzw. könnte? Just kiddin’…].
Bei Kilometer 54,7 am »Grenzadler« bestand die Möglichkeit, offiziell und mit Zeitnahme auszusteigen – damit lag die besondere Herausforderung darin, weiterzulaufen, was Michael und ich auch tapfer taten.
  Nadine am »Grenzadler« (Kilometer 54,7) – unverändert gut gelaunt
Spätestens nach dem »Grenzadler« schwanden meinerseits alle (Rest-)Unsicherheiten, ob die Gesamtstrecke – einmal abgesehen von unvorhersehbaren Zwischen- und Unfällen – zu machen sein würde. Sie würde, nahm ich mir fest vor! Schließlich erwarteten mich im Ziel in Schmiedefeld (und nicht etwa kurz davor) meine beiden treuesten Fans, mein Mann und unsere Bearded-Collie-Hündin – auch sie übrigens eine Läuferin, die Hündin.
Apropos »Hündin«: Da war tatsächlich ein – ich schätze – »Schäco«, also Schäferhund-Collie-Mix un-terwegs, und zwar an der Seite eines Läufers, der eine Jacke mit dem Aufdruck »Bremer Laufakademie« trug! (Leider kamen wir nicht wirklich ins Gespräch. Aber vielleicht kennt Ihr ihn?).
Um so langsam zum Ende zu kommen – Olli bat ja um einen »kurzen Bericht«: Würde ich es noch einmal tun? Aber klar doch! Ich stehe zu Ernst van Aakens LSD-Prinzip (»long slow distance«). Und was würde ich anders machen? Noch mehr Bergtraining, und vor allem mehr Training in unwegsamem Gelände, denn am meisten schmerzten irgendwann die Füße – so ruppig hatte ich mir den Untergrund (Steine, Wurzeln, Geröll etc.) zu Hause an Ruhr und Weser nicht vorgestellt. UND ich würde mir echte Trailschuhe zulegen! Die Läuferinnen und Läufer, die zu 100% in SALOMON daherkamen, sahen schon sehr cool aus. Dagegen sah man uns, die wir ASICS & Co. trugen, auf den ersten Blick an, dass wir Jungs und Mädels von der Straße waren…

Ein letztes Foto...
Geschafft – im Ziel!
Habt einmal mehr Dank für die Dienstagsrunden, zu Petra sage ich ja immer: »die Sternstunde« – in meinen Augen das beste Stück Bremen!

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