Was wir hinter uns haben
Ja, genau, das war der schon vorab sagenhafte Berlin Marathon, dessen
40.000 Startplätze schon im Oktober 2012 innerhalb von dreieinhalb Stunden
ausgebucht waren, und ich hatte einen davon!!! Und am Vortag, dem 28. September,
hieß es dann: Berlin, Berlin, ich fahre nach Berlin!
Nicht bewusst war mir, dass ich gleich noch am Vortag
mehrere Marathons zu bestreiten hatte: Nach dem Hotel-Check-In ging es erst mal
zum alten Flughafen Tempelhof, wo im Rahmen der Sport- und Gesundheitsmesse
BERLIN VITAL die Startunterlagen abgeholt werden konnten. Aber so einfach war
das nicht! Man musste sich durch die gesamte Messe in den ehemaligen
Hangarhallen, an den Ständen aller namhaften Laufausrüster an den
Besuchermassen durcharbeiten, um dann in der letzten Halle sich schon wie im
Startblock zu fühlen: Nur stoßweise konnten die anströmenden Läufermassen Ihre
Startnummer erhalten. Aber schließlich wurde alles auch noch gecheckt, der
Personalausweis, der Anmeldeausdruck und der Zeitmesschip. Immerhin blieb danach
noch etwas Zeit, am Brandenburger Tor die Stimmung und den Zieleinlauf einiger
Skater, die heute schon ihren Marathon hatten, zu erleben und sich auf dem
Startgelände des Marathons zwischen Reichstag und Bundeskanzleramt schon mal
grob zu orientieren, wo man denn nun am nächsten Morgen vor dem Start genau
hinmusste.
Unserem Jensemann und
seiner Marathonerfahrung ist es zu verdanken, dass ich dann auf seinen Rat hin
schon sehr sehr früh in meinem Startblock G war. „G“ stand dabei (hoffentlich!)
nicht für Gurken, sondern für eine Zielzeit von 3:50 bis 4:10 Stunden. Und so
früh am Morgen war der Berlin Marathon noch persönlich, die Ordner und Helfer
begrüßten einen noch persönlich, nur war es bitterkalt –aber ich hatte mit
einem alten Pulli vorgesorgt, fand insgesamt aber den frühen Start um 8:45 Uhr sehr
angenehm und genoss die Spannung und die Atmosphäre im Startblock mit immer
mehr Läufern.
Naja, und dann….. Was soll ich sagen? Kann man nicht
beschreiben! Bei absolutem Postkartenwetter und absolutem Gänsehautfeeling fiel
der Startschuss auf der Straße des 17. Juni in Richtung Siegessäule. Nach
zweieinhalb von Adrenalin getragenen Kilometern dann der Schwenk über Moabit
und Mitte nach Osten… Und gefühlt hatte fast jeder Kilometer seine eigene Band,
Kapelle, Trommelgruppe, die die Läufer anfeuerte. Und abgesehen von ein paar
baustellenbedingten Engstellen gab es auch fast keine Probleme, in der Masse zu
laufen. Grandios viele Fahnen im Publikum, besonders fielen mir chilenische
auf, aber vorwiegend waren die Fahnen rot-weiß (Dänemark, und dann noch ein
paar schweizerische und polnische Flaggen, und auch noch die von Singapur!).
Überhaupt merkte man doch, dass sehr viele Läufer wohl extra aus dem Ausland
nach Berlin angereist kamen. Es ist doch einer der „Großen Marathons“!
Die 10 Kilometer waren beim Alexanderplatz erreicht, nun ging
es über Neukölln und Kreuzberg wieder nach Westen. Irgendwie blieb bei mir die
Strecke gar nicht so im Gedächtnis. Nur eben die vielen vielen Läufer. Gänsehautfeeling
wieder kurz bei Kilometer 23, als ein gewitzter Zuschauer über ein
selbstgemaltes Pappdeckelplakat die Läufer informierte: „World record broken by
Wilson Kipsang – 2:03:23“. Schon Wahnsinn, im gleichen Rennen zu laufen wie ein
Weltmeister! Nur dass ich eben fast das Doppelte an Zeit brauchte wie er…
Die Cheerleader beim berühmten „Wilden Eber“ bei Kilometer
28 schienen wohl selber eine Aufheiterung zu brauchen, aber schon ging es auch
weiter. So langsam merkte ich dann doch, dass es nicht ganz so lief, wie es
sollte, und sehnte den Ku’damm herbei, von da aus war es dann ja doch nicht mehr
so weit, oder? Naja, so 8 Kilometer werden zum Schluss ja doch immer länger als
gedacht, und nach dem Potsdamer Platz (Kilometer 38) blies noch ein beständiger
Ostwind den Läufern über zwei Kilometer ins Gesicht. Es müsste doch nun wieder
zurück Richtung Brandenburger Tor gehen? Die Abzweigung bei Gendarmenmarkt kam
und kam nicht, aber erstaunlicherweise dann doch.
Und dann eben noch mal… Unter den Linden… Brandenburger Tor…
Das Ziel vor Augen… Unbeschreiblich! Dieses Gefühl ist dann doch die Teilnahme
am Berlin Marathon wert! Genial! Nur zu empfehlen! Hoffe, Ihr seid auch einmal
dabei!!!
Stefan