2014 Hamburg Marathon

Was wir hinter uns haben

Keine Gehpause zuviel

Wir schreiben das Jahr 2013 und sitzen am 21. November abends in gemütlicher Runde in unserem Saisonabschlusstreffen zusammen, als Jola das Ziel verkündet, nächstes Jahr den Marathon unter vier Stunden laufen zu wollen. Zuerst war der Bremer Marathon das Ziel. Im Laufe der Planung boten sich Oz und Klosi als Unterstützer und Wasserträger an und es sollte dann doch schon der Frühjahrsmarathon in Hamburg werden. Jetzt wurde jeden Dienstag beim Laufen darüber gesprochen, an der Taktik gefeilt, Tipps ausgetauscht und Trainingspläne aufgestellt. Günter und Waldi schlossen sich der Gruppe um Jola an. Andere Läufer hatten auch Interesse in Hamburg zu starten und am Ende wurden es acht Bremer Läufer, welche sich in Hamburg angemeldet hatten. Weitere Läufer, die bei einem anderen Marathon starten wollten, schlossen sich dem Training an.
Mit dem 3. langen Lauf der Winterlaufserie im Bremer Bürgerpark begann der harte Teil im Trainingsplan, die langen Läufe über 25 km und bis zu 35 km. Hierzu vereinbarten wir mehrere Sonntagsläufe an verschiedenen Orten. Wir rannten durch den Hasbrucher Wald bei Delmenhorst, lernten die weiten Felder Rund um Bassum, dass der Rundkurs  zwischen Stuhr/Seckenhausen und Nordwohlde so einige Hügel beinhaltet, sowie die nicht endenden Kurven des Wümmedeichs kennen. Oft wurde hinterher in geselliger Runde gefrühstückt und sich Mut gemacht für den bevorstehenden Marathon.
Endlich war es soweit, der Kalender zeigt den 04. Mai, den Tag der Wahrheit an. Um 06:00 Uhr machten wir uns gemeinsam in unserem SG Stern Mobil auf den Weg nach Hamburg. So richtig gut geschlafen hatte keiner, schon gar nicht Jola, ihr war die innere Anspannung deutlich anzusehen.
Im Vorfeld hat das Trainerteam nochmal in die Trickkiste gegriffen und das „Rocky-Prinzip“ hervor geholt. Jola hatte den Auftrag zur eigenen  Motivation die Rocky-Klassiker Film 1 bis 3 zu gucken und in sich das Auge des Tigers zu erkennen.
In Hamburg  wurden wir herzlich von unseren SG Stern Kollegen aus dem Werk Harburg begrüßt und konnten unser Auto gleich bei ihrem Stand abstellen. Viel Zeit zum Austausch blieb nicht. Uns zog es zum Messegelände und zum Startblock. Waldi hatte schon am Samstag für alle die Startunterlagen abgeholt, was zeitlich Entspannung brachte. Bekanntlich wird es Anfang Mai schon mal richtig warm, was sich für einen Marathonläufer aus dem Norden bezogen auf die Zielzeit „tödlich“ auswirken kann. Dieses Jahr war es ganz anders, das Thermometer  zeigt gerade mal 8°C, frischer Wind und kurz vorm Start fängt ein leichter Regen an. Gefühlt waren wir alle zu dünn angezogen, dass fängt ja gut an. Der Startschuss fällt und neun Minuten später überqueren wir auch endlich die Startlinie. Schnell bildeten wir eine  V-Formation. Im Wechsel Waldi und Güter in der Spitze, Jola in der Mitte, Oz und Klosi sichern das Ganze nach hinten ab.
Die V-Formation!
Die Kunst beim Marathon besteht darin, zu Anfang nicht zu schnell zu laufen, damit am Ende noch genug Kraft vorhanden ist. Ein Marathon beginnt erst ab Kilometer 30, allerdings tut es dann meistens auch schon richtig weh. Damit uns das nicht passiert, hatten wir zwei Uhren mit einem virtuellen Laufpartner mit Zielzeit 4 Stunden angelegt. Der virtuelle Partner zeigt uns über GPS gesteuert an, wie viele Meter zur Durchschnittsgeschwindigkeit wir zu schnell bzw. zu langsam laufen. Waldi war für die Überwachung der einzelnen Kilometerzeiten zuständig. Bis zum Halbmarathon hatten wir 500 Meter herausgelaufen, was nicht zu viel war und uns als Puffer für die zweite Hälfte diente.
Jola hatte „nur“ den Auftrag das Tempo von 05:35 Min./km zu halten. Die Getränkestationen lagen immer auf der rechten Seite, d.h. für Jola vorher rüber zur linken Seite wechseln, damit sie nicht mit den Läufern, welche etwas trinken wollten in die Quere kam. Wir Jungs waren für die Versorgung zuständig. Was immer Jola haben wollte, wurde von uns besorgt. Wasser, Iso, Bananen, Riegel, Cola alles kein Problem. Ja, davon Träumen jetzt die Frauen. Aber Ladies, denkt daran, wir sind nicht zu Hause im Garten, sondern auf der Marathonstrecke im Hamburg und wir Männer können auch anders. Kilometer 28 und es wurde stiller um Jola, die Anstrengung wurde spürbar, jetzt beginnt der Kampf im Kopf und mit dem Körper. Noch 14 km, genauso viele wie unserer Trainingsrunde am Werdersee. Also gingen wir mit Jola im Kopf nur noch die Werderseerunde durch. Kilometer 31 jetzt laufen wir unter die Erdbeerbrücke durch, Kilometer 35 über die Brücke am Deichschart, Kilometer 37 Cafe Sand usw. Plötzlich Kilometer 40, Jola fängt an zu gehen. Jetzt können Männer hart sein. Los Kopf hoch und weiter, leichten Trap, nicht stehen bleiben, Blick auf die Uhr, wieviel Meter haben wir noch Luft, lange Schritte, komm, weiter, Du siehst gut aus. Jola möchte wieder gehen, wir sagen nein. Da kommt Waldi, „Lass sie doch ein paar Meter gehen“, nah gut. Danke, denkt Jola. Kilometer 41, jetzt aber los, komm, Kopf hoch, denk an Rocky, jetzt wird die Ernte eingefahren, lange Schritte, renn, lauf, bis zur nächsten Kurve, dann siehst du das Ziel. Um die Kurve rum, kein Ziel zu sehen. Egal, weiter, komm, lange Schritte, keine 600 Meter, hol den Tiger raus, nächste Kurve, rum und da ist der Zielbogen und der rote Teppich, jetzt gib alles, du schaffst das, genieße den Jubel der Zuschauer, sind wir noch auf Bestzeit, lauf, lauf, lauf. Dam--dam-dam-dam- -dam-dam-dam- - dam. Waldi, Günter, Oz und Klosi stimmten die Melodie von eye of the tiger an, vielleicht hilft es ja.
Wir sind durch, was sagt die Zeit, 03:59:06 herrlich, geschafft. Eine tolle Leistung von Jola und ihrem Team.
Sie sind alle durch!
Doch nicht nur für Jola war Hamburg ein voller Erfolg.
Stefan lief persönliche Bestzeit in 03:47:57 und Sebastian hat richtig eine Bestzeit rausgehauen von 03:16:16.
Am Ende trafen wir uns alle bei den Hamburger Kollegen wieder und haben mit einem kühlen Sekt auf unseren Erfolg angestoßen. Nach leckeren Kaffee und Kuchen sowie Gesprächen unter Läufern ging es glücklich und mit schweren Beinen zurück nach Bremen.
Am Ende sei noch gesagt, auch für uns vier Männer, die Laufburschen von Jola, war Hamburg ein super Event. Ein Marathon ist immer ein Anspruch für einen Läufer. Wir „schnelleren“ Hasen mussten uns immer gegenseitig disziplinieren nicht das Tempo zu erhöhen, auch wir hatten zwischendurch das eine oder andere Tief oder standen kurz vor einem Krampf. Die Vorbereitungs-läufe haben wahnsinnig viel Spaß gemacht. Und jetzt geht’s weiter, nach dem Wettkampf ist vor dem Wettkampf.
Klosi