2016 3. Pfälzer Berglandtrail

Was wir hinter uns haben

In den Pfälzer Highlands

Schon im Vorfeld stellte der Veranstalter klar: „Wer den ultimativen Trail aller Trails sucht wird enttäuscht sein. Wer den härtesten, längsten, steinigsten oder abgefahrendsten Trail aller Trails sucht, der wird ebenfalls enttäuscht sein.“ Ich war aber auf der Suche, auf der Suche nach einem Einstiegs-Etappenlauf für die kommende Saison, mit signifikanten Höhenmetern in schöner Landschaft, guter Organisation, neuen Lauferfahrungen und Bekanntschaften.

Und ich wurde in allen Punkten fündig!

Günter Bergs, der selbst auch eine Laufschule leitet und Anfänger zum Laufen bring, war vor einigen Jahren vom Landkreis Kusel angesprochen worden, eine solche Veranstaltung im Pfälzer Bergland durchzuführen (für alle Nordlichter: Das Pfälzer Bergland befindet sich zwar in Süddeutschland, nördlich von Kaiserslautern, aber weder in Schwaben noch in Bayern! Aber wenn Ihr mal hierherkommt und nach dem Weg fragt, solltet Ihr sicherheitshalber mich dabei haben). 

Gelaufen wurde an drei Tagen, 2x rund 50km und eine Abschlussetappe um die 25km, bei über 4.000 Höhenmetern. Man merkte, dass Günther ein Feeling für die unterschiedlichen Facetten des Laufens hat, nicht nur Ultras, sondern auch normalere Läufer kamen auf ihre Kosten, eine Teilnahme als Zweierstaffel (mit jeweils 25 Tageskilometern) war auch möglich. Zudem gab es eine Zusatzwertung für die Hundefreunde unter den Läufern, welche mit ihren (durchweg wohlerzogenen) Vierbeinern die Strecke bewältigten.
Jugendherberge Wolfstein
Für das Laufwochenende war die Jugendherberge Wolfstein zentrales Läuferdomizil, wobei es optional auch Übernachtungsmöglichkeiten in den Hotels am Ort oder auf dem Campingplatz gab. Da in der Jugendherberge fast ausschließlich Läufer übernachteten, zerstreuten sich meine Befürchtungen (beruhend auf Erfahrung!) hinsichtlich potentieller nachtaktiver Schülergruppen schnell.
Briefing durch Organisator Günther Bergs
Am Vorabend des ersten Lauftages gab es eine Begrüßung durch Günter und das obligatorische Streckenbriefing. Im Starterbeutel waren auch schon detaillierte Karten aller Trails vorhanden, GPX-Dateien konnte man sich schon vorab für die diversen technischen Hilfsmittel herunterladen. Neben den Wanderwegsmarkierungen, denen wir folgen sollten, hatte der Veranstalter zusätzlich auch eigene Wegmarkierungen und blaue Pfeile per Sprühkreide angebracht, mit Schwerpunkt auf die verlaufsträchtigen Stellen aus den Vorjahren.

Erster Tag, per Bus (vom richtigen Hersteller!) zur Burg Lichtenberg, und von dort wieder zurück zur Jugendherberge. Es war ein genialer, sonniger Frühlingstag und die ersten Laufkilometer ließen sich schnell bewältigen.
In den Pfälzer Highlands
Rückblick zur Burg Lichtenberg
Wunderschöne Single-Trails
Nach halber Strecke gab es einen üppig ausgestattete Verpflegungsstelle in der Laufschule Bergs, die zufälligerweise direkt an dem belaufenen Wanderweg lag.

Da drufte es auch gerne etwas mehr sein ;)
Die Wegmarkierungen waren mit das Beste, was ich je auf so einem Ultratrail gesehen hatte. Günter und sein Team hatten da echt ganze Arbeit geleistet! Ich hielt es für ausgeschlossen, dass sich da wer verlaufen konnte. Aber auch das war möglich! Abends wurden sogar die Verlaufskönigin und der Verlaufskönig des Tages gekrönt!
Blick über Wolfstein, zum Ziel sind es aber noch 10km...
Die zweite Hälfte wurde merklich härter, und die ganz harten Anstiege lauerten zum Schluss.

Leider war die Sonne am zweiten Tag den Wolken gewichen und wieder ging es los, diesmal ein Rundkurs von der Jugendherberge zum Potzberg und wieder (auf weitgehend anderer Strecke) zurück.
Abstieg vom Potzberg.... Sausen lassen!
Dort oben, auf dem Potzberg, harrten bei Restschnee das Team von Günther mit einer Verpflegungsstelle aus; ich hielt mich dort nicht lange auf, mir wurde es zu kalt.

Ich hatte für den zweiten Tag eine andere Bereifung ausgewählt: War ich am ersten Tag (auf Günthers Empfehlung hin) mit leichten Trailschuhen unterwegs, hatte ich am zweiten Tag meine normalen Straßenlaufschuhe an. Diese konnte ich gerade auf der zweiten Hälfte der Tagesetappe, auf den Feld- und Wirtschaftswegen, ausspielen.

Ich hatte probeweise auch eine andere Versorgungstaktik und nahm relativ permanent Kohlehydrate ein. Schien zu fruchten, meine Limits verschoben sind. War ich ab und an mal auf solchen Trails „einfach am Ende“ und konnte nur noch gehen, weil mein Körper nicht mehr hergab, konnte ich (abgesehen von steilen Bergaufpassagen) durchweg laufen und der limitierende Faktor machte sich ganz ungewohnt in Form von schmerzenden Muskeln bemerkbar.

Zufrieden stellte ich am Ende des Tages fest, dass ich einige Plätze aufholen konnte. Allerdings lagen Welten zwischen den Spitzenläufern und mir, allerdings trainierte wohl einer explizit auf die Deutsche Meisterschaft im Trailrunning. Aber auch ansonsten waren einige superschnelle Leute dabei. Allerdings durchaus eine bunte Truppe, und so war ich insgesamt doch im Mittelfeld.

Starterbriefing am Tag 3
Dritter Tag: „Sprintetappe“ im Rahmen des Wanderauftaktfestes im schönen Örtchen Meisenheim. Dort war Start und Ziel und wie jeden Tag gab einen Bürgermeister, diesmal natürlich der Meisenheimer, eine kurze Ansprache und den Startschuss. Der Bürgermeister erschien selber auch in Laufmontur (drehte aber dann nach ein paar Hundert Metern ab – aber Laufen hat viele Facetten und ist nicht nur Ultra! Und die örtliche Unterstützung durch Sponsoren und Lokalpolitik war bemerkenswert!).

Los geht's! Die ersten Kilometer sind doch mühsamer als gestern und vorgestern....
Das erste Teilstück auf einem Fahrradweg fiel mir ziemlich schwer, aber so langsam kam ich auf Touren. Es ging nochmal hoch und runter, mit vielen Ausblicken auf die weiten Täler des Pfälzer Berglandes, und auch  an eine (im Vergleich zu den Vortagen etwas abgespeckte) Verpflegungsstelle nach gut 12 Kilometern  war gedacht.
Trails, wie wir sie lieben!
Nach der Kohleyhydratdusche beim gestrigen Laufen probierte ich heute noch etwas Anderes: War im Vergleich zu den anderen Läufern am Berg recht langsam, und versuchte nun aktiv, meine Schrittlänge speziell im Anstieg zu verlängern. Das machte doch einen Unterschied, auch wenn ich es nicht ganz durchhalten konnte. Der wahre Unterschied stellte sich dann einen Tag später ein: Muskelkater im unteren Bauchbereich!!! Müsste man wohl doch mehr für den Oberkörper machen. Ich weiss...).

Ganz zum Schluss, Meisenheim hatten wir praktisch schon erreicht, hatte Günther noch eine nette kleine Schikane eingebaut, es ging nochmal aus dem Ort ein kleines Bachtal steil nach oben, bevor wir über das Flüsschen Glan den Zieleinlauf im mittelalterlichen Zentrum von Meisenheim genießen konnten.
Über das Flüßchen "Glan"
Zieleinlauf in Meisenheim
Geschafft!!!
Die örtliche Unterstützung machte sich dann gleich auch noch bei der Nutzung von Duschen in einer Sporthalle praktisch bemerkbar, und anschließend konnten sich die Läufer noch an Kaffee und Kuchen in einem örtlichen Cafe laben. Gutschein für eine Tasse bzw. ein Stück wurde neben der Medaille im Ziel ausgehändigt.
Siegerehrung im historischen Rathaus von Meisenheim
Im Rathaus Meisenheim fand dann der 3. Pfälzer Berglandtrail mit einer würdigen Siegerehrung sein Ende. Ganz oben auf dem Treppchen: Max Kirschbaum (Deutscher Vizemeister im Trailrunning 2015).

Vielen Dank an Günter und seinem Team!!!

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Stefan S.