2016 7. 6-Stunden-Lauf Münster

Was wir hinter uns haben

Zum gar nicht verflixten 7. Mal lud Christian Pflüger zum 6-Stunden-Lauf in Münster ein. Was 2011 als kleines Ultralaufevent begann, hat in der nordwestdeutschen (Ultra-)Läuferschaft quasi Kultstatus erreicht. Waren letztes Jahr noch 333 Läufer am Start, sollte mit 555 angemeldeten Teilnehmern der weltweit teilnehmerstärkste Ultralauf dieser Art nunmehr in Münster stattfinden.

Man stelle sich einen 6-Stunden-Lauf prinzipiell so vor: Ab dem Startschuss darf jeder Läufer 6 Stunden laufen, und danach wird geschaut, wie weit die Läufer gekommen jeweils gekommen sind. Und der- bzw. diejenige, der/die in den 6 Stunden am weitesten gekommen ist, gewinnt! Um das praktisch durchzuführen, werden diese Läufe üblicherweise auf einer Laufrunde (mit Rundenzählung) ausgetragen. Und wenn man die letzte Runde nicht ganz schafft, wird der Rest meist noch vermessen, und dann noch auf das Ergebnis draufgeschlagen.

Christian Pflüger, seines Zeichens Offizier der Bundeswehr, organisiert nicht nur diese Ultraläufe, sondern auch mächtig was drumrum und mit viel Liebe zum Details. Nicht zu vergessen, dass auch immer ein guter Zweck im Rampenlicht steht, letztes Jahr gingen etwa gingen 1500 EURO an Erlösen aus dem Lauf an das Vinzenzwerk in Münster-Handorf, dieses Jahr sollte unter anderem die Kinderhospiz Königskinder in Münster bedacht werden.

Mittlerweile hatte sich das auch rumgesprochen, bereits Anfang Dezember 2015 waren 500 Startplätze vergeben und der Lauf praktisch ausgebucht. Voller Erwartung reiste ich nach Münster zum 6 Stunden Lauf, mittlerweile zum dritten Mal.
Heißes Pflaster in der Speicherstadt Münster-Coerde
Typisches Merkmal der 6-Stunden-Läufe in Münster ist, dass sich der Organisator eine Kaserne oder ein ehemaliges Kasernengelände als Veranstaltungsort aussucht, wo er jedes Mal erneut die Laufstrecke zu planen hat. Und dieses Jahr fand der Lauf in der Speicherstadt in Münster-Coerde statt. Die Speicherstadt ist laut Veranstalter ein einzigartiges Projektbeispiel für die Sanierung und Umnutzung eines ehemaligen 11,5 ha großen „Heeresverpflegungshauptamtes“ aus Zeiten des Nationalsozialismus in ein lebendiges und modernes Büro- und Kommunikationszentrum im Norden Münsters.
Hier wird Ihnen geholfen!
Die von mir aufgrund der großen Teilnehmerzahl ein wenig befürchteten Verzögerungen bei der Startnummernausgabe blieben völlig aus, und der Startbeutel mit der Startnummer, ein paar netten Sachen und Infos von den Sponsoren, aber vor allem auch einem genialen Schlauchtuch, konnten zügig in Empfang genommen werden.
Organisator in Aktion
Das war auch absolut gut so, schließlich hat der Organisator für ein Frühstücksbuffet gesorgt. So langsam muss man sich schon fragen, was denn noch alles im Startgeld inbegriffen ist? Und dann auf jeden Fall auch 2 Euro Spende an das Kinderhospiz! Wie macht der Christian das denn?
Bin eigentlich nur wegen dem Frühstück gekommen ;)
Im Frühstückssaal, der alten Bäckerei des „Heeresverpflegungshauptamtes“ fanden sich immer mehr die einschlägigen Verdächtigen ein und labten sich am Frühstücksbuffet und Kaffee und Brötchen.
Die einschlägigen Vedächtigen beim Frühstück
Beim Frühstück hätte man es auch länger aushalten können, ich war dann aber noch etwas unterwegs, um die Strecke, das Verpflegungszelt und die Örtlichkeiten zu inspizieren und meine persönliche Verpflegungsstelle sinnvoll zu positionieren.
Vorbereitung des Verpflegungszeltes
Bremer Ultras ;)
Mit dabei waren auch eine Reihe Bremer Ultramarathonis. Schließlich gab es von Christian Plfüger noch ein paar Hinweise mit auf den Weg, bevor pünktlich um 10 Uhr der Startschuss fiel.
Läuferbriefing vor dem Start
Die Meute setzte sich in Bewegung. Die erste Runde war schon etwas eng, allerdings entspannte sich das Ganze dann schon nach etwa 10 Minuten, und ich konnte meinen Rhythmus laufen und zumindest ein paar wenige Fotos machen.
Unterwegs auf heißem Pflaster
Durch Wendestrecken kamen einem immer auch Läufer entgegen, was für Abwechslung sorgte.
Kurzweilig
In den Grünanlagen blühten die Krokusse, wettertechnisch gab es wenig zu bemängeln. Es blieb trocken, anfangs zehrten ein paar Windböen an den Kräften. Die Sonne hätte sich wohl ab und an zeigen können, sie setzte sich leider erst nach den 6 Stunden so richtig durch. Aber dafür waren die Temperaturen auch lauffreundlich.
Der Frühling kann kommen, Läufer und Krokusse sind's schon!
Bei so einem langen Lauf wird für mich erst so richtig am Ende entschieden, was denn rauskommt. Bei 6 Stunden sind bei mir natürlich die letzten beiden entscheidend, was das Steh- oder eher Laufvermögen angeht. Allerdings lässt sich in den ersten beiden Dritteln auch viel falsch machen, so dass man dann am Schluss gar nicht mehr so dazukommt, etwaige persönliche Rekorde zu jagen.

Ich hatte mir für die ersten drei Stunden (auch nach Durchsicht meiner Ergebnisse und durchschnittlichen Laufgeschwindigkeiten meiner bisherigen 6-Stunden-Läufe) vorgenommen, etwas unter 6 Minuten pro Kilometer zu laufen (d. h. etwas mehr als 10 km/h) und einen kleinen Puffer rauszulaufen, aber tatsächlich nur einen kleinen, dafür eher moderat starten.

In der dritten Stunde machte sich doch ein kleines Haar in der Veranstaltungssuppe bemerkbar: Das Kopfsteinpflaster der Speicherstadt, über das die Strecke weitestgehend ging, erwies sich doch als härter im Vergleich zu normalen Straßenbelag oder Asphalt, was sich in den Oberschenkeln und im Allerwertesten bemerkbar machte.
War schafft wen: Die Strecke die Läufer oder umgekehrt?
Obwohl ich nach drei Stunden auf gut 31 Kilometer kam, machte ich mir aufgrund des Belages nicht allzuviele Hoffnungen, meine bisherige Bestmarke bei knapp unter 57km (in sechs Stunden) angreifen zu können. Neben dem Kopfsteinpflaster machten sich auch einige scharfe Wendungen bemerkbar, die einen doch immer wieder abbremsten.

Allerdings war es psychologisch auch gut, viele kurze gerade Abschnitte immer wieder zu absolvieren und abhaken zu können. Von Vorteil war auch, dass praktisch alle ehemaligen Speichergebäude mit durchgehenden Rampen zur Bahnverladung versehen waren, so dass man immer mal auf Schulterhöhe eine Getränkeflasche beliebig deponieren, bei der nächsten Runde wieder zugreifen und dann nach ein paar Schlucken wieder auf der Rampe absetzen konnte. Sehr praktisch!

Ich probierte auch die stetige Aufnahme unterschiedlicher Kohlenhydrate (Müsliriegel, Energiegels, Cola, Malzbier) aus, und hielt dadurch auch deutlich länger durch und konnte die Geschwindigkeit recht gut halten, wobei es "nach hinten raus" schon eine abnehmende Tendenz gab.
Bis hierher und nicht weiter.... Markierung der Reststrecke
Schluss, aus, vorbei: Nach 6 Stunden blies das Signalhorn, und alle Teilnehmer hatten stehen zu bleiben und die Stelle mit einem grünen, sandbefüllten Luftballon (mit Startnummer als Schlüsselanhänger) zu kennzeichnen.
Danach wurden diese Restmeter der letzten, nicht vollendeten Runden vermessen.
Offizielle Restmetervermessung
Als Finishermedallie hatte sich Christian auch wieder etwas Tolles einfallen lassen. In Anspielung auf die Speicherstadt und die ehemalige Versorgungsfunktion für die Truppenteile gab es die Medallie in Form eines Brotlaibes (allerdings nicht zum Verzehr geeignet).
Finisher-Medallie
Immerhin kamen bei mir 59,579 Kilometer zusammen!!! Bestmarke damit deutlich verbessert! Nächstes Jahr, wenn dann im Rahmen des 6-Stunden-Laufs von Münster auch die Deutsche Meisterschaft in dieser Ultra-Disziplin ausgetragen wird, wird die 60km Marke angegriffen!!!

Und Christian Pflüger konnte mit der Ultrafinisherzahl (d. h. über 45km) nun offiziell auch den den weltweit teilnehmerstärksten 6-Stunden-Lauf für sich verbuchen! Herzlichen Glückwunsch, weiter so!!!

Stefan S.