2012 Luxemburg Marathon

Was wir hinter uns haben

Olas S. und Steffen M. haben erfolgreich am Luxemburg Marathon teilgenommen und schicken uns hier aktuell ihre Berichte. Aufmerksamen Lesern wird nicht entgehen, dass dieser Marathon wahrlich nichts für ungeübte Läufer ist. Allein die Beschreibung der zu laufenden Höhenmeter lässt aufhorchen!!! Leider können wir die mitgelieferten Bilder aus Urheberrechtsgründen nicht veröffentlichen, da sie nicht selber gemacht wurden.

Eindrücke von Olaf:

Vorgeplänkel:
Luxembourg ist eine sehr schöne Stadt die auf alle Fälle eine Reise wert ist. Die Stadt gliedert sich in den Altstadt Teil und das Randgebiet, u.a. der Kirchberg mit seinem neuen, modernen, von Banken geprägten Stadtteil. Es empfiehlt sich hier auf alle Fälle eine Stadtrundfahrt zu machen (haben wir natürlich gemacht) oder durch die Altstadt zu schlendern. Alleine eine Brücke auf der Laufstrecke hat einen Höhenunterschied von 49 Metern und da muss man unten durch und wieder rauf. Die Anreise nach Luxembourg mit dem Flieger über Amsterdam hat super geklappt. Vom Flughafen in Luxembourg zur Stadt fährt sogar ein Bus - wie wir jetzt wissen - und die Fahrzeit dauert auch nur 15 Minuten.

Die Veranstaltung:
Von Donnerstag bis Samstag ist die 'Marathon Messe' geöffnet um die Startunterlagen abzuholen bzw. die Nudelparty mitzunehmen. Trotz seiner ca. 7.500 Teilnehmer (1029 am Marathon, 4790 am Halbmarathon, 511 an der Staffel a 4 Personen)ist die Marathon Messe eher zwischen Bremen und Helgoland angesiedelt. Es gab nur 4 Verkaufsstände und 10 Werbestände für andere Marathons. Die Nudelparty fand in einer der Hallen statt und war dagegen wiederum sehr gut organisiert. Überhaupt, die gesamte Organisation betreffend der Unterlagenabholung, Duschen, Verpflegung, Startbeutel usw. war super und problemlos.

Das Rennen.
Startschuss ist um 19:00 Uhr vor den Hallen der Luxexpo. Der Fachmann erkennt anhand des Streckenprofils, dass wir hier nicht auf eine leichte Strecke getroffen sind. Ich will es mal so ausdrücken - Helgoland ist dagegen ein Trainingslauf :-). Der Startschuss fällt bei bestem Wetter, Temperatur ca. 20° (gefühlt 25°), aber das sollte sich noch ändern. Vorbei an den Messehallen führt die Strecke auf den ersten 8 km über den Kirchberg mit seinen modernen Gebäuden (hier sitzt unter anderem der Europäische Gerichtshof). Es sind immer wieder kleine Steigungen zu überwinden, aber noch ist die Tendenz eher abfallend. Ab Kilometer 8 tauchen wir in die Altstadt ein. Hier stehen die Zuschauer in 4er Reihen und diverse Samba-Gruppen (ich glaube wir haben 20 Stück gezählt), um den Läufern zu zujubeln. Die Stimmung ist super Klasse. Das Feld ist dicht gedrängt, da Marathon Läufer, Team-Staffeln und Halbmarathon-Läufer hier noch zusammen auf der Strecke sind. Von der Altstadt aus führt uns die Strecke immer wieder in die angrenzenden Wohngebiete. Es gibt hier sehr viele kurze Passagen mit vielen Kurven und natürlich geht es immer malwieder kurz und knackig nach oben. Bis Kilometer 15 bleibt die Strecke brechend voll, aber trotzdem lässt es sich sehr gut laufen, ab hier geht es für die Halbmarathon-Läufer so langsam zurück zum Ziel. Jetzt müssen sichdie Marathon-Läufer die Strecke nur noch mit den Staffeln teilen, aber das ist kein Problem und es stört auch nicht. Es setzt starker Regen ein, aber es bringt die nötige Abkühlung. Zum Glück wird es nicht schwül. Kilometer 16 - 28 führen durch kleine Wohngebiete mit geringerem Zuschaueraufkommen, aber das stört nicht weiter. Zwischen den eigentlichen Verpflegungsstation stehen immer mal wieder ein paar Privatleute und bieten Wasser und Bananen an. Selbst Leinwände und Fernseher stehen an der Strecke, um die Läufer an der Champions-League teilhaben zu lassen. An einem Balkon habe ich sogar eine selbstgebaute Anzeigentafel gesehen. Bei Kilometer 29 mal eben schnell gepinkelt und dann geht es auf einem Kilometer Streckenlänge 50 Höhenmeter herunter (leider muss man da auch wieder hoch) ins Petruss-Tal. Erfahrungsgemäß fängt der Marathon bei 30-35 Kilometer erst an, alles andere ist ja nur zum aufwärmen. Hier geht es dann gleich in die vollen - von Kilometer 31 - 32,5 müssen 40 Höhenmeter über einen Serpentinen-Fuß-/Radweg wieder erklommen werden - es saugt einem die Kraft aus den Beinen. Wieder in der Altstadt angekommen darf der Läufer jetzt durch kleine Gassen (teilweise mit Kopfsteinpflaster) seine Runden drehen um dann ab Kilometer 37 durch  'Das Tor Europas' wieder in Richtung Kirchberg zu laufen. Auf diesem Streckenabschnitt sind noch einmal weitere 60 Höhenmeter zu überwinden. Vor allem der knackige Anstieg bei Kilometer 40 macht den meisten Läufern Probleme und viele sind hier am Gehen, unter anderem um an der letzten Verpflegungsstation noch einmal die Tanks für den Endspurt aufzufüllen. Jetzt nur noch die kleine Schleife um das Messegelände und dann rein in die Halle. Sehr schön gemachter Zieleinlauf. Es muss noch eine kleine Runde in der Halle gelaufen werden - mit Musik und Lichteffekten - und dann geht es ins Ziel. Auf großen Leinwänden werden die Einlaufzeiten eingeblendet - super gemacht. Geschafft 4:08:05,0.

Die Leiden:
Das die Strecke 550 Höhenmeter (550 Meter runter + 550 Meter hoch) hat, das stört auf den ersten 30 Kilometern nicht so wirklich. Mein Garmin zeigt mir einen Abstieg von 2345 Metern und Anstieg 2375 Metern an - so habe ich mich im Ziel auch gefühlt. Leider lag es nicht an der Strecke. Auf den ersten 30 Kilometern war ich noch gut dabei - Schnitt 5:18/km. Ab Kilometer 30 mit den Anstiegen geht es natürlich runter, aber ab Kilometer 37 meldete sich mein Magen. Die letzten 5 Kilometer waren dann nicht mehr so toll. Ich glaube, wenn ich hier auf der Strecke noch ein Dixi gefunden hätte - es wäre meins gewesen. So habe ich mich bis zum Ziel durchgeschlagen und bildlich gesprochen den Arsch zugekniffen. Ab durchs Ziel und auf direktem Weg zum Pott. Leider war das nicht wirklich eine Erleichterung. Noch zweimal muss ich zusätzlich den Kopf in die Mülltonne stecken. Ich schätze mal – kein Alkohol vor dem Marathon ist auch keine Lösung - es fehlt die nötige Desinfektion :-). Das Frühstück am nächsten Morgen hat mich erst wieder in die Gänge gebracht und lecker war auch der BigMäc am Sonntag Abend in Bremen.
Gruss
Olaf
P.S. Auf dem Rückflug ist mit uns noch Bellor Yator aus Kenia (der Sieger
des Marathon) zurück geflogen. Wir haben noch ein kurzes Pläuschchen mit ihm gehalten und er meinte 'I´m a very old Man - 100 years' und 'It was a very tough race'. Was meint der, was wir wohl sagen. Ich hatte aber den Eindruck, dass er darüber nachdenkt uns in seine Trainingsgruppe aufzunehmen, wenn wir es schaffen noch etwas an unserem Teint zu arbeiten. Er muss aber erstmal nach Hause und sein Manager wird ihm sagen, welches das nächste Rennen ist.
Eindrücke von Steffen:

Da ich ja etwas langsamer als Olaf unterwegs war( 4 h: 50 min, nicht etwa, weil ich nicht sein Tempo gehen kann, nein nein, sondern weil ich für das Startgeld länger die Strecke genießen wollte und am Ende nicht über einer Mülltonne hängen wollte ;-)))), hier nochmals meine Eindrücke: Es war das CL-Finale in Bayern und in Luxemburg hat sich kaum einer dafür interessiert, da ja der Marathon in der Stadt war. Toll, wie die Einwohner diese Veranstaltung aufnehmen und begeistert auch noch im Regen  die Läufer anfeuern. Bei KM 18 wollte ich schon aufgeben, weil ich echt nicht gut drauf war, aber ich habe beim Start Christoph, einen Frankfurter mit 1.FC Köln Shirt, kennen gelernt, der bei besagten KM 18 an mir vorbei kam und nach meinem Befinden fragte. Als ich meinen Unmut äußerte sagte er sofort: "Wir ziehen das jetzt zusammen durch". Und tatsächlich hat er mich bis ins Ziel begleitet und immer wieder aufmunternde Worte gefunden. Daraufhin habe ich ihn im Ziel spontan nach Bremen zum Marathon eingeladen mit Übernachtungsmöglichkeit bei mir. Wenn man mal von ein paar nicht beleuchteten Kopfstein- und Parkpassagen absieht, war besonders eindrucksvoll, dass Petruss-Tal bei KM 30. Sehr schön ausgeleuchtete Felswände und kleine Brücken mit Unterflurbeleuchtung. Die große Brücke wird ebenfalls von unten aus dem Park angestrahlt, so dass das Steingewölbe der Brücke, unter der man hier noch unter durch läuft, einen besonderen Eindruck hinterlässt. Gleichzeitig hat man schon Respekt vor dem Anstieg, der da ja kommen muss, denn ein paar Kilometer weiter läuft man über diese Brücke. Bei KM 38 auf der von Olaf schon beschriebenen Steigung zum Tor von Europa (zwei Baugleiche Hochhäuser, wo die Straße durch geht), hätte ich nur noch rechts abbiegen müssen und wäre nach ca. 200 Metern im Hotel gewesen, aber jetzt aufgeben ist nur was für Verletzte oder Profis, die Ihre Wunschzeit nicht mehr schaffen, aber nicht für einen wie mich, für den der Weg das Ziel ist, außerdem hätte Christoph ein Aufgeben jetzt erst recht nicht mehr zugelassen (er hätte mich wahrscheinlich eher ins Ziel getragen).Im Ziel bei den Duschen fand ich dann Olaf,  zusammengekauert auf einer Bank. Ihm ging es echt bescheiden. Wir duschten, danach trank ich ein alkoholfreies Weizen und Olaf legte sich auf einen Tisch. Als es ihm etwas besser ging, wollte er echte Cola, also los, Richtung Ausgang und Hotel. Auf dem Weg dahin kamen wir an einer Bar vorbei, wir rein, aber die machten gerade Feierabend, wir könnten noch eine echte Cola und ein echtes Bier für mich zum Mitnehmen bekommen. Gesagt getan, aber erst musste der Barkeeper Pappbecher von McDonalds holen (McD hatte eigentlich auch schon zu, sonst hätten wir ja da was getrunken, aber die Kneipenangestellten kennen sich untereinander und so bekam unser Barkeeper die Pappbecher und wir unsere Getränke). Etwas weiter stand ein Taxi, welches uns auf einem irren Umweg zum Hotel fuhr (die kürzeste Strecke war wegen so einer doofen Laufveranstaltung gesperrt).Im Hotel noch eine echte Cola für Olaf aus der Minibar (4,50 Euro)und für mich ein Gläschen Rotwein (8 Euro), damit ich besser schlafen kann.
Fazit:
Wie Olaf schon geschrieben hat ist Luxemburg eine Reise wert, die Veranstaltung topp, die Stadt mit ihren zwei Gesichtern, zum Einen die modernen Bauten auf dem Kirchberg, zum Anderen die tolle Altstadt mit ihren engen Gassen. Nur die Stecke ist nichts für Rekordzeiten (nächstes Frühjahr doch Helgoland).
Gruß
Steffen

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