2014 3. Süntel-Trail

Was wir hinter uns haben

Wenn möglich, bitte wenden...: 3. Süntel-Trail

Also, von diesem Lauf haben mir die Bremer Racebooker Danny und Toni, die letztes Jahr dabei waren und dieses Jahr zu Wiederholungstätern werden sollten, schon viel erzählt... Eine schöne Gegend im Weserbergland zwischen Hannover und Hameln, geniale Trails, 2600 zu sammelnde Höhenmeter, 50 Meilen zu laufen, und der rührige Helmut Eickermann als Rennleiter und Veranstalter mit einem etwas eigenem Wortschatz. Aber über sein Vokabular konnte man sich schon vorab informieren. Was ich nun als Veranstalter bezeichnen würde, wird dort in hochdeutsch "Rennleiter", in neudeutsch "Race-Director" und in meindeutsch (d. h. gemäß Helmut) "Häuptling" definiert. Und: 'Häuptling' machte die Veranstaltung, aber auch die Regeln, und nur wer auch von ihm eingeladen wurde, durfte mitlaufen.
Aber 'Häuptling' kümmerte sich auch! Und wie! Für einen Ultramarathon äußerst gediegen, aber für einen Mitarbeiter des Teams SUM, Arbeitssicherheit und Umweltschutz, standesgemäß, war die Bildungsstätte der Berufsgenossenschaft in Bad Münder am Deister sowohl Start und Ziel, als auch ein luxuriöses Läufercamp, mit viel Platz, einer hervorragenden Gastronomie und hotelmäßigen Zimmern zu einem unschlagbaren Übernachtungspreis.
Der 'Häuptling' beim Läuferbriefing
Samstags 5.30 Uhr, nach einem üppigen Frühstücksbuffet, ging es empfindlich früh mit dem Läuferbriefing los. Der 'Häuptling' erklärte nochmal die Strecke, die einzelnen Abschnitte, markante Wegpunkte, usw. Das war für mich umso wichtiger, denn: Es würde unterwegs keine Wegmarkierungen geben, gelaufen wurde nur nach Karte oder GPS-Gerät. Für mich das erste Mal auf diese Art und Weise.
Die 50-Meilen-Läufer vor dem Start
Trotz oder wegen diesen Umstands waren die Läufe des Süntel-Trails ausgebucht (gelaufen wurden entweder die 50 Meilen oder 50 km). Pünktlich um 6 Uhr schickte uns der 'Häuptling' auf die Strecke.
Waschküchenwetter auf der Deisterrunde
Aber bevor es tatsächlich in den Süntel ging wurde der nördlich von Bad Münder gelegene Deister besucht, zunächst vorwiegend auf 'Autobahnen' (so zumindest gemäß dem Vokabular des 'Häuptlings', ich kannte das eher unter 'Wald- und Wirtschaftswege'). Richtiges Waschküchenwetter war angesagt, neblig, feucht, und auch morgens schon recht warm.
Ja, da geht's lang! Sagt das GPS!
So langsam ging es dann in den Süntel hinein, und nach Kilometer 28 kam die erste große Steigung, auf die Hohe Egge, die mit 440m höchste Erhebung des Süntelmassivs. Sicherlich führten viele Wege nach oben, aber der 'Häuptling' hatte da Abschnitte ausgesucht, die nur wenig mit dem Begriff "Weg" zu tun hatten. Das war doch nicht mal ein 'Schrottweg' (hochdeutsch: Schmaler Pfad mit Wurzeln, Steinen und Bewuchs), oder, 'Häuptling'? Aber das GPS bestätigte eindeutig die Richtung.
3 'Süntelgeister' am Verpflegungspunkt Pappmühle
In regelmäßigen Abständen von etwa 10km hatte der 'Häuptling' Verpflegungsstellen postiert, die von den 'Süntelgeistern' (freiwilligen Helfern) betreut wurden und eine üppige Verpflegung boten. Am Verpflegungspunkt Pappmühle waren 40km und damit die Hälfte erreicht. Noch ging's mir gut, gerade auch, weil ich mich ja ein wenig entspannen konnte, seit Kilometer 31 ging es ja von der Hohen Egge fast kontinuierlich bergab. Das konnte man allerdings manchmal nicht so ganz ausnutzen. So mancher Weg wäre doch eher etwas für Crossläufe gewesen, und man musste auf dem nassen, wurzeligen Untergrund schon ziemlich aufpassen.
Der Hohenstein
Und nun ging es wieder bergauf, um und über den Hohenstein, eine 350m lange und bis zu 60m hohe, weithin sichtbare Felswand. Zum Glück hatte sich die Waschküche verzogen, und es bot sich eine eine geniale Aussicht.
Am Wegesrand aufgenommen...
Und weiter ging's, weit und breit kein Läufer mehr zu sehen. Hatte mich ein paar Mal verfranst: Das GPS war sehr tückisch, gerade, wenn in eine Richtung zwei oder mehr Wege ('Autobahnen', 'Pattwege' oder 'Trampelpfade', der 'Häuptling' hat sich ja da echt eine Menge einfallen lassen) abbogen. Einmal musste ich auch rechts abbiegen, was ich auch tat, war so eine schöne, leicht abschüssige 'Autobahn', aber das war falsch: Parallel zum Wirtschaftsweg verlief (und damit auf der Karte des GPS-Geräts nicht sichtbar), aber eben oben am Hang, ein Trampelpfad. An der Kreuzung hätte man nur ein paar Meter links gemusst, dann hätte man am niedergetrampelten Gras rechts gesehen, wo man richtig war. Naja, wenn man sowas nicht mag, muss man im Leichtathletikstadion laufen, also weiter!!!
Aussicht um die Gegend bei Bad Münder
Ja, und der 'Häuptling' hat auch dafür gesorgt, dass die 50-Meilen-Läufer auch ein zweites Mal, diesmal von der Nordseite, auf die Hohe Egge laufen durften. Zuvor war ein ewig langer, mit 'Panzerplatten' gepflasteter, berüchtigter Abschnitt, der kontinuierlich kilometerweit bergauf führte.
Der Süntelturm auf der Hohen Egge (440m)
Immerhin war dann, als ich zum zweiten Mal am Süntelturm war, gutes Wetter! Von nun an ging es nur noch bergab! Mäh! Nicht wirklich! Der 'Häuptling' lotste uns noch durch die sogenannte Eulenflucht, eine Art Hohlweg, der dann nach ein paar Bergabpassagen wieder entgegengesetzt Richtung Süntelturm führte. Mit dem letzten Verpflegungspunkt waren weniger als 10km noch zu absolvieren. Verlaufen fast ausgeschlossen, weil ein Teil der Strecke auf dem Weg zum Süntel schon in entgegengesetzter Richtung absolviert werden musste. Naja, fast, so ganz ohne ging es dann doch nicht, auf einmal gab es da eine Kläranlage, die ich auf dem Hiweg gar nicht gesehen hatte...?!? Ich war wohl mental nach 70km auch nicht mehr so ganz auf der Höhe...

Es war sehr zäh zum Schluss, aber schließlich hab' ich des dann doch geschafft! Und war das dann auch :) Und natürlich habe ich dann die Medaille hochstpersönlich vom 'Häuptling' bekommen! Herzlichen Dank! Und dickes Lob auch an die Süntelgeister! Und viele Dank an die Racebooker Danny (für's Mitnehmen) und Toni (für die Organisation des Garmin)!
Geschafft!
Stefan