2014 Zwischen Ems und Jade: Störtebeker Footrace

Was wir hinter uns haben

Es ist immer wieder beeindruckend, welche tollen Läufe rein privat, ohne die Unterstützung von Vereinen oder großer Sponsoren, organisiert werden, und die beiden Ultraläufe im Rahmen des Störtebeker Footrace gehören mit Sicherheit in diese Kategorie. Wobei, so ganz uneigennützig ist es von den Organisatoren nicht. Schließlich haben sie sich 2015 ja eine (auch für meine Verhältnisse) absolut megamäßige Laufherausforderung vorgenommen, den Marathon des Sables. Hut ab, Rucksack auf! Aber da musste man sich eben Trainingsmöglichkeiten schaffen!

Der Auftakt des Störtebeker Footrace bildete am Samstag, den 9. August, der Ems-Jade-Ultra-Lauf, der zuletzt 2007 ausgetragen wurde. Acht "positiv Bekloppte", wie wohl ein Teilnehmer gegenüber der Presse von sich gab, trafen sich an der Kesselschleuse in Emden, um dem Ems-Jade-Kanal bis nach Wilhelmshaven zu folgen.

Läuferbriefing an der Kesselschleuse in Emden
Das Läuferbriefing fand im strömenden Regen statt, aber immerhin blies der Wind aus der richtigen Richtung, zumindest, wenn man in Richtung Osten laufen wollte. Aber es gab eigentlich auch gar nicht viel zu daddeln, die Strecke war typisch norddeutsch: Klar, flach, und (fast) immer geradeaus!

Ems-Jade-Kanal beim Ortsausgang Emden
Nach dem Start blieb es weitgehend trocken und wir Läufer blieben, abgesehen von dem späteren Sieger, ziemlich zusammen. Der Wander- und Radweg entlang des Kanals war ja auch mit Markierungen versehen, ein wenig der ostfriesischen Landesflagge nachempfunden, weißer Anker auf weißen Grund. OK, der Anker machte sich dann doch auf schwarzem Grund besser, aber der Kanal war in der Regel schon aussagekräftig genug.
Betrieb am ersten Verpflegungspunkt
Allerdings nicht zu 100%, vor Aurich liefen wir doch etwas vom Kanal entfernt. Und wie ich später erfahren habe, hat sich leider doch ein Laufkollege ziemlich verfranst und musste den Lauf abbrechen.
Schleuse irgendwo zwischen Emden und Aurich
Nach Aurich (KM 24) wurde es dann eintönig: Immer am Kanal entlang, weites Land um einen herum, weiter Himmel darüber. Aber auch wunderschön! Anders als die Trails in den Mittelgebirgen, aber auch faszinierend, und eben auch im Kopf eine große Herausforderung, wenn der Horizont einfach nicht näher kommen wollte. Es machte Spaß, auf der ebenen Strecke "Kilometer zu machen"!
Immer am Kanal entlang
Alle 10 bis 12km gab es üppig bestückte Verpflegungsstellen. Das Wetter blieb, abgesehen vom beständigen Westwind, vielseitig. Morgens kamen aus einzelnen, dicken, dunklen Wolken noch kurzzeitig heftige Regengüsse herunter, am mittags klarte es auf und die Getränkevorräte wurden dann immer mal wieder knapp. So knapp, dass ich mich ein paarmal an den "Tropf" von Mitläufern hängen musste. Ob sonnig oder bewölkt, dass war doch vom Flüssigkeitsbedarf her ein großer Unterschied! Zeitweise musste auf das Angebot von Michael G. zurükgreifen, mich mit an seine Rucksacktrinkblase zu hängen.
Windkraftwerke vor Wilhelmshaven
Sehr angenehm waren die Gespräche mit meinen Mitläufern, die ich vielleicht auch streckenbedingt bei diesem Lauf einfach besser wahrnehmen konnte. So erfuhr ich von den Marathon des Sables Plänen von Michael und Manfred, der zweite Veranstalter, und lernte Peer kennen, der selbst auch schon einen Bericht in seinem Blog geschrieben hat und den ich in Kürze wieder sehen werde.
Südstrand von Wilhelmshaven
Ich hatte mir auf der Karte auch genau die Stelle vor Wilhelmshaven angeschaut, an der wir den Weg am Kanal doch verlassen sollten. Hat sich auch gelohnt, wie ich von Peer später erfahren habe, der sich wohl ziemlich verlaufen hat und quer durch Wilhelmshaven gelaufen ist. Aber so wurde ich, auch durch entsprechende Kreidemarkierungen, an den Südstrand von Wilhelmshaven geleitet, der dann bis zum Nassauhafen zu folgen war.
Im Ziel mit Manfred, Michael und Sohnemann
Dann genoss ich die letzten Kilometer am Südstrand, mit der schönen Aussicht auf den Jadebusen. Ich konnte nicht mehr ganz durchlaufen, aber legte kontrollierte Gehpausen von maximal 100m ein, bevor ich dann wieder 400m joggte. Aber abgesehen von den Muskeln ging es mir recht gut, zumindest, wenn man gerade eben eine Strecke von 75km zurückgelegt hat. Nach etwa 9:11 h war ich dann als Dritter im Ziel. Wahnsinn: Holger S., der Erste, hatte die Strecke in 7:35 zurückgelegt!
Nassauhafen
Nach einer erholsamen Nacht im Hotel Kaiser in Wilhelmshaven ging es zum 2. Teil des Störtebeker Footraces am Sonntag: Den Jadebusen-Ultra-Lauf! Nochmal waren 52km, um den Jadebusen herum, zu bewerkstelligen. Aber genau das, zwei lange Läufe hintereinander, hatte ich ja auch, angesichts noch ausstehender Laufprojekte, extra so ausgesucht.
Teilnehmer des Jadebusen-Ultra-Laufes
Heute waren auch viel mehr Teilnehmer mit dabei, dabei auch einige Bekannte Gesichter wie Helmut R. und Olaf H. von "Bremen läuft Marathon". Leider hatten sich, bis auf Michael und Manfred, alle anderen Teilnehmer von gestern nicht mehr zum Start heute eingefunden. 

Wenn gestern das Verlafuen noch möglich war, war es dann doch heute völlig ausgeschlossen: Mit der Fähre um 9 Uhr setzten wir zunächst auf die andere Seite des Jadebusens über, und von dort musste man einfach am Deich entlang wieder nach Wilhelmshaven laufen ;)

Besser die kleine Fähre nehmen: Die große fährt nach Helgoland!
Die Stimmung an Bord war schonmal super, und es wurden sicherheitshalber dann doch noch die Details der Strecke durchgegangen, damit sich wirklich keiner verläuft!
Wer verläuft sich denn als erster?
Oder es wurden ausgezeichnete Müsliriegel gereicht! Aber alle hatten schon vor dem Start eine Menge Spass!
Die Bordverpflegung war ausgezeichnet!
Endlich hatten wir wieder festen Boden unter den Füßen, aber der Wind blies heute aus der falschen Richtung, aber nun gut.
Anlagestelle Eckwarderhörne
Sicherheitshalber dann doch noch ein Läuferbriefing, aber dann ging es bei strammen Gegenwind doch los.

Läuferbriefing in Eckwarderhörne
Die ersten Kilometer Richtung Osten waren dadurch doch ziemlich erschwert, und ich hatte ja noch die 75km von gestern in den Beinen. Allerdings wusste ich, dass nach ein paar Kilometern das steife Gefühl in den Muskeln weichen würde, und immerhin war ich nicht der letzte.
Erstmal am Deich entlang
Nach 5 Kilometern ging es dann Richtung Süden, und die Strecke war einfach nur schön: Immer Ausblick auf das Wattenmeer und die Salzwiesen, und links immer der Deich... Und immer wieder die Gelegenheit, sich mit Mitläufern auszutauschen.
Durch die Salzwiesen
War schon sehr froh über den Lauf, ansonsten wäre ich diese schöne Strecke nie gelaufen. Zumal hier auch wirklich nichts war, kein Kiosk, kein Laden, nichtmal eine Bank zum Hinsetzen. Nach 16 km oder so ein Campingplatz, aber ansonsten waren nur Schafe auf dem Deich unterwegs.
Und weiter Richtung Süden...
Um KM 21 kam dann die innig erwartete erste Verpflegungsstelle. Mittlerweile hatten die Wolken aufgelockert, aber zumindest kam der Wind nun weitgehend von der Seite.
Erste Verpflegungsstelle
Dann ging es fast 15 Kilometer bis zum Nordseebad Dangast immer nur am Deich entlang, auf der zum Meer abgewandten Seite. Immer das gleiche Bild vor Augen, fast so eintönig wie gestern am Kanal. Weites Land, flache Strecke, aber im Gegensatz zum gestrigen Lauf gab es keinen Schatten, der vor der nun stechenden Sonne schützte. Dafür hatten wir nun aber Rückenwind. Es hatte dann doch Vorteile, wenn man im Kreis lief!
Kilometer um Kilometer: Rechts der Deich, links weites Land, und immer weiter...
Bei Dangast waren dann die Wege belebt, Touristen, Herrchen oder Frauchen mit Hundchen, Fahrradfahrer, zum Teil mit E-Motor aufgepeppt drumherum, da war schon Vorsicht geboten. Appetit für ein Fischbrötchen hatte ich nicht, aber die eisgekühlte Cola tat Wunder! Und weiter ging's, der 2. Verpflegungspunkt um KM 40 in Cäciliengroden war in Schlagweite, und dann auch Wilhelmshaven nicht mehr weit.
Nochmal Wilhelmshaven Südstrand: Diesmal ohne Rückenwind
Böse Überraschung beim Einbiegen auf den Südstrand nach Wilhelmshaven: Wieder steife Brise von vorne! OK, wie liefen nun ja auch wieder, genau wie heute morgen, Richtung Osten. Nun gut, es lief eben nicht mehr ganz, 150m gehen, 350m laufen, immerhin! Frechheit: Die Möwen konnten dabei einfach ohne einen Flügelschlag im Wind hängen bleiben, und wir mühten uns Meter um Meter ab. Wie angekündigt hatte sich der Himmel zugezogen, aber dagegen hatte ich wirklich nichts.
Tolle Stimmung im Ziel
Nach etwa 6:45 h hatte ich diese zweite Etappe des Störtebeker-Laufes um den Jadebusen geschafft. Genial! Tolle Stimmung im Ziel! Schöne Strecken! Super Organisation! Vielen Dank dem Orgateam!
Stefan