Was wir hinter uns haben
Noch früh im Jahr lädt „Meldeläufer“ Michael Frenz
mittlerweile zum vierten Mal zum Jokertrail ein. Ein mit 50km recht „kurzer“
Ultra im Odenwald rund um Heidelberg, der es aber in sich hat. Gut 2.000
Höhenmeter sind zu erklimmen. Wie so oft bei Micha ist die Strecke nicht markiert,
sondern man muss sich per GPS zurechtfinden. Dafür gab es aber umfangreiche
Informationen im Vorfeld sowie einen GPX-Track, die Läufer wurden an drei
Verpflegungsstellen unterwegs versorgt und im Ziel warteten Kaffee und Kuchen.
Läuferbriefing auf dem Kornmarkt in der Heidelberger Altstadt |
Start und Ziel befinden sich beim Kornmarkt in der Altstadt
von Heidelberg. Für die Läufer war das Hostel Lotte komplett für zwei Nächte
gebucht. Dort gab es auch ein Wiedersehen mit Christoph H. vom SG-Stern Sindelfingen. Ja, war schon recht südlich für einen Bremer.
Der erste Kilometer zum Aufwärmen führte durch enge Gassen |
Nach einem kurzen Streckenbriefing schickte Michael Frenz die Läufer
kurz nach 7:30 Uhr auf die Strecke, es war bitterkalt bei Temperaturen unter
null Grad. Zuerst gab es noch eine kurze Runde durch die Altstadt, einmal zum
Heidelberger Schloss hoch und dann auch fast wieder runter, und dann hoch über
die Himmelsleiter“ zum Königsstuhl (567,8m), der höchsten Erhebung des „Kleinen
Odenwaldes“ südlich des Neckar.
Die ersten der 2000 Höhenmeter geht's hinauf zum Heidelberger Schloss |
Die Himmelsleiter ist eine 1844 angelegte Treppe aus
unregelmäßigen Sandsteinen, die den Teilnehmern schon zu Beginn des Trails
vieles abverlangte.
Einstieg in die "Himmelsleiter", auf 680m sind 270 Höhenmeter auf unregelmäßigen Stufen aus Sandstein zu überwinden |
Ein Bezwinger der Himmelsleiter mit Aussicht auf die Rheinebene |
Oben wurde man zumindest kurz durch die Aussicht auf
Heidelberg und die Rheinebene belohnt, bevor es auf schmalen Pfaden durch das
„Felsenmeer“ wieder bergab ging. Raureif erforderte die ganze Aufmerksamkeit und dann wieder hoch zum Auerhahnkopf bei aufziehendem Nebel. Auch schon
die ersten Unsicherheiten bei der Navigation, aber insgesamt blieben zumindest
mir größere „Verlaufer“ erspart.
Trail durch das "Felsenmeer" |
Läufer im Nebel |
Nach mehreren Malen hoch und runter auf schmalen Pfaden und
teilweise und auch etwas zur Erholung auf breiten Forstwegen, wurde bei
Heidelberg-Schlierbach der Neckar überquert. Auf der anderen Seite wartete bei
einer kleinen Bäckerei der erste Verpflegungspunkt und dann ging es zunächst
durch den Ortsteil, dann wieder im Wald, stetig bergauf.
Über den Neckar bei Heidelberg-Schlierbach |
Und wieder geht es aufwärts |
Micha wartet schon beim "Langen Kirschbaum" |
Gegen 11:25 Uhr, nach etwa 25 Kilometern, erreichte ich den
zweiten Verpflegungspunkt beim Wanderparkplatz „Langer Kirschbaum“. Nach einer
weiteren Schleife um den Ort Wilhelmsfeld würde man hier nach weiteren 15
Kilometern wieder vorbeikommen. Kaum zu glauben: Die ersten Läufer hatten
den VP bereits zum zweiten Mal passiert! Respekt!
Jose-Rizal-Straße zu Ehre des philippinischen Nationalhelden, der u. a. als Augenarzt in Heidelberg arbeitete und oft in Wilhelmfeld zu Besuch war |
In Vorfreude auf einen erneuten Besuch auf dem Langen
Kirschbaum lief ich durch die Wälder um Wilhelmsfeld. Der Ort hat für mich eine
besondere Bedeutung seitdem ich auf den Philippinen war: Hier besuchte einst
der Philippinische Nationalheld Jose Rizal, der in Heidelberg zeitweise als
Augenarzt arbeitete, immer wieder den örtlichen Pastor. Und hier entstand auch
sein berühmtestes Werk „Noli me tangere“. 1886 wurde Rizal von der spanischen
Kolonialmacht abgeurteilt und in Manila hingerichet. Ihm zu Ehren wurde in
Wilhelmsfeld unter anderem eine Straße benannt, die wir passierten.
Und wieder ging es bergauf. Seit dem Langen Kirschbaum sah
ich nur noch wenige Teilnehmer. Das Wetter war ideal, sonnig und mild. Noch
warteten die Bäume auf den Frühling, aber dem Zwitschern der Vögel nach zu
urteilen konnte der nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen.
Die Fußspuren der anderen Läufer gaben mir neben dem
GPS-Signal noch gute Hinweise im Anstieg auf den Langen Kirschbaum. Die
Forstschneisen, die hochzulaufen waren, bezeichnete wohl nur Michael Frenz als
„Weg“, aber unter anderem das macht seine Läufe aus!
Aussicht auf das Heidelberger Schloss vom Philosphenweg |
Ab dem VP konnte man die letzten Kilometer, abgesehen vom
Heiligenberg, ein wenig bergab ausrollen. Schließlich kam man noch ein Stück am
berühmten Heidelberger Philosophenweg entlang, mit einer tollen Aussicht auf
die Altstadt und das Schloss, bevor es dann wieder ganz hinunter zum Neckar
über die „Alte Brücke“ zum Ziel am Hostel ging.
Endspurt auf der "Alten Brücke" |
Nach knapp 8 Stunden hatte
ich es auch geschafft!
Stefan S.
Stefan S.