2016 Schwarzwaldlauf

Was wir hinter uns haben

Schwarzwaldlauf

Nachdem sich Ingo Schulze, der Organisator von Deutschland- und Transeuropaläufen mit dem Spreelauf 2014, an dem die Spree in 5 Tagen abgelaufen wurde, endgültig zur Ruhe setzen wollte, hielten seine Frau und er die organisationsfreie Zeit nur ein paar Monate aus und die Idee des Schwarzwaldlaufes war geboren: An 5 Tagen sollte es auf insgesamt rund 270km durch den Schwarzwald gehen, mit Start und Ziel in Ingos Heimatstadt Horb am Neckar.

Ich selber musste ja 2014 nach der dritten Etappe des Spreelaufes wegen einem schmerzhaften Shin Splint (Schienbeinkantensyndrom) aussteigen und so war ich schon seit über einem Jahr zum Schwarzwaldlauf 2016 angemeldet. Die Teilnehmerliste las sich immer mehr wie ein großer Familienausflug der Ultramarathonis! Mit dabei auch wieder die üblichen Verdächtigen, wie etwa 2 Japaner, die jeweils eigens zu Ingos Etappenläufen anreisten, daneben noch Mitläufer aus dem europäischen Ausland. Regelmäßig erhielten die Teilnehmer in spe Updates zum Lauf von Ingo, mit allen möglichen Hinweisen und Ermahnungen, dass ja niemand sagen konnte, man habe von nichts gewusst. Wer Ingos Bücher über die Transeuropaläufe kennt, der weiß, dass hinter vielen seiner Anmerkungen knallharte Erfahrung als Organisator stecken und manche der Erfahrungen mussten wohl nicht nochmal gemacht werden.
So wollte ich auch die erneute Erfahrung eines Shin Splints vermeiden. Schon lange bin ich deshalb bei Ultraläufen auf spezielle Laufsocken umgestiegen, und auch ansonsten hatte ich seit dem Spreelauf doch einiges an Erfahrung gesammelt, was man denn so zu einem Etappenlauf mitnehmen musste:
Mal wieder nur das Nötigste eingepackt... :-)
Natürlich wollte ich für alle Eventualitäten gepackt haben, aber Ingo kannte ja auch seine Pappenheimer (wie mich) und die Gepäckmitnahme war auf 25kg begrenzt, das Bügeleisen solle man auf Empfehlung des Veranstalters zu Hause lassen. Schließlich hieften Ingos (freiwillige) Helfer jeden Tag das Läufergepäck in den LKW und luden es am Etappenziel wieder aus. Bei 70 Läufern mit jeweils 25kg kommen da dann doch auf über eineinhalb Tonnen an Läufergepäck und die anderen Helfer an den Verpflegungspunkten wollten ja sicherlich auch etwas mitnehmen.

Naja, mit Isomatte, Schlafsack, zwei Paar Schuhen, Energie-Gels, Salbe gegen Wundlaufen, Müsli-Riegeln, Magnesiumcitrat, Mehrfachsteckdose (die Anzahl von Steckdosen in Turnhallen, wo wir übernachteten, war ja stets begrenzt), diverse Ladekabel, Garmin-Handheld-GPS-Gerät (etrex 20x), Campinggeschirr, Laufrucksack, Windjacke, Fleece, Shirts und diversen Laufhosen (da war mehr dann doch auch "mehr", im Falle des Wundlaufens wollte ich unterschiedliche Ausführungen haben), verschiedene andere Kohlenhydrate in leckerer Form sowie Rote-Beete-Saft kam ich gerade so auf Ingos geforderte maximale 25kg. Es sollte ja auch warm und trocken werden, so dass ich zumindest auf zusätzliche Ausrüstung für Kälte und Regen verzichten konnte.

Zusammen mit Winfried B. und Thomas B., zwei Ultrafriesen, reiste ich am Samstag vor dem Lauf nach Horb am Neckar, wo Start und Ziel waren, an. Die Abholung der Startnummern und das Einrichten des Nachtlagers liefen problemlos und es gab ein Wiedersehen mit vielen anderen Läufern, mal wieder die einschlägig Verdächtigen, die man doch immer wieder traf. Unter anderem Peter B. aus Achim und Günter L. aus Osnabrück, bei dem ich 2013 beim 1. PUM auch meinen ersten Ultralauf überhaupt gelaufen war. Aber es gab auch ein paar neue Gesichter.

Ingo ließ es sich nicht nehmen, bzw. war bestimmt auch im Rahmen der Verkehrsrechtlichen Anordnung dazu verpflichtet, mit seinem unnachahmlichen Charme den Teilnehmern das korrekte Verhalten auf der Strecke nahe zu bringen. Immer auf den Begleitwegen zu den Straßen laufen und wenn keine vorhanden waren, immer auf der linken Straßenseite laufen. Bei roten Fußgängerampeln und geschlossenen Bahnschranken stehen bleiben, und so weiter... (Ingo sagt das schon auch immer mit gutem Grund, ist alles schon mal vorgekommen).
Ingo, der Organisator, beim ersten Briefung
Das Abendessen wurde im Rahmen des Horber Stadtfestes serviert. Nochmal war ausgiebiges Carboloading angesagt und das bei einem schönen lauen Sommerabend.
Genug für alle da :)
Abendstimmung in Horb am Neckar
Sonntag stand nun die erste Etappe des Schwarzwaldlaufes, von Horb nach Tennenbronn (rund 51km) an. Nicht jeder hatte in der Halle gut geschlafen, aber ich kam damit ganz gut zurecht, da in der Halle ja nur Teilnehmer und Betreuer übernachteten, alle "im gleichen Rhythmus" waren und keiner auf die Idee kam, nachts noch irgendwas zu veranstalten. Mich würden nur zu viel Lärm wertvollen Schlaf kosten.
Das Frühstück wurde nicht in der Halle, sondern in einem historischen Gebäude im Zentrum von Horb, dem Horber Steinhaus, 1507 als Speicherhaus für ein Spital erbaut, hergerichtet. Schon vorher wurde alles gepackt und verladen, nach dem Frühstück ging es dann direkt zum Start zu den Turnierwiesen am Neckar.
Bereit zur Gazellenfütterung?
Der Start erfolgte erst um 9 Uhr, die nächsten Tage würde er wesentlich früher erfolgen. Aber so war noch genug Zeit für Erinnerungsfotos und Fragen der Presse.
Stefan S. mit den Ultrafriesen Winfried B. und Thomas B. am Start des Schwarzwaldlaufes
Eine gewissen Nervosität beschlich doch die meisten und es war dann eine Erleichterung, als der Bürgermeister von Horb nach einer kurzen Ansprache pünktlich um 9 Uhr den Startschuß gab.
Auf der ersten Etappe Richtung Tennenbronn
Wenn im Marathon galt, nicht zu schnell loszulaufen, galt dies um so mehr für einen Mehrtages-Ultra-Marathon, vor allem für mich. Durch das Schielen auf eine gute Zeit oder Platzierung hatte so mancher schon Probleme anderer Art bekommen, wie etwa Shin Splints, Probleme in Knie, Sprunggelenk, und so weiter, und all das galt es tunlichst zu vermeiden. Also liefen wir sehr langsam los, es waren ja insgesamt doch über 270km in 5 Tagen zu bewältigen.
Wasserschloss in Glatt
Schon war der erste Verpflegungspunkt in Glatt, beim Wasserschloss, erreicht, und weiter ging's. Morgens war es von den Temperaturen sehr sehr angenehm, aber gegen Mittag wurden doch 30 Grad und mehr im Schatten erreicht.
Eine Zeitlang begleitete mich Norbert F. von Marathon4you, aber er war doch schneller als ich und ich musste ihn ziehen lassen. Die Strecke verlief vor allem entlang von Fahrradwegen entlang der Flusstäler und zum Teil auch auf Forstwegen im Wald, wo man den Schatten genießen konnte, Die Steigungen hielten sich (noch?) in Grenzen.


'Der Herr ist mein Hirte...' Pastor Ulli hat wieder den letzten VP besetzt
In Hutneck befand sich der 4. Verpflegungspunkt, besetzt durch Pastor Ullrich Schulte aus Bremen-Nord. Schon 1.000m vorher wurde der VP mit Worten aus Psalm 23 treffend angekündigt.

Man lief noch über eine Hochebene, mit genialen Aussichten auf eine offene Wald- und Wiesenlandschaft. Leider verlief das letzte Stück steil bergab in Serpentinen entlang einer Straße, aber alle 70 Läufer erreichten in der vorgeschriebenen Zeit (Maximum: 10 Minuten pro Kilometer inkl. Pausen) das erste Etappenziel Tennenbronn.
Unterkunft in Tennenbronn, Ingos Helfer hatten das Gepäck schon in die Halle gebracht
Thomas B. hatte bereits für Winfried, Peter und mich Plätze (und vor allem Turnmatten) in der Halle besetzt und wir konnten den restlichen Nachmittag zum Regenerieren nutzen. Ich war selber etwa im Mittelfeld platziert, womit ich zufrieden war. Überhaupt war jeder in meinem Umfeld von der ersten Etappe positiv angetan, aber jeder war auch vorsichtig, 'hörte' in seinen Körper hinein, dass da keine kleinere Blessur Ausmaße annehmen würde und man richtete die Ausrüstung für die zweite Etappe.

Das Essen wurde pünktlich um 18 Uhr durch einen Partyservice in der Halle serviert. Daneben waren ja auch im Helferteam Helmut S., bei dem Bier und Getränke erhältlich waren, und Thomas D., Organisator des Seensteiglaufes, mit einer Art fahrbarem Supermarkt, so dass man auch kurzfristig ohne lange Wege alles bekam. Vor allem der Flüssigkeitshaushalt war bei den Temperaturen wieder in Einklang zu bringen und ich genoss in der Halle, dass ich nicht mehr der prallen Sonne ausgesetzt war.
Morgenstimmung im Schwarzwald
Die zweite Etappe sollte von Tennenbronn nach Feldberg-Altglashütten wiederum über gut 50km führen. Nun waren wir im regulären Etappenlaufrhythmus: Das Hauptfeld startete um 7.30 Uhr morgens, die ganz schnellen um 8.30 Uhr. Es würde nun doch rund 1.100 Höhenmeter bergauf und 800 Höhenmeter bergab zu laufen sein.
In den Schwarzwaldtälern lag noch der Frühnebel und ich genoss die kühlen Temperaturen. Ich vermisste den ersten Verpflegungspunkt und war irritiert. Er sollte eigentlich bei KM 9,5 stehen, aber ich war schon 11 Kilometer gelaufen. Es ist dann schon beachtlich, wie sich im Kopf alles im die eine Frage, in diesem Fall um den fehlenden VP, dreht. Schließlich kam er doch noch, der Helfer musste kurzfristig umdisponieren, weil es an den für ihn relevanten Daten gar keine Streckenmarkierungen gab. Aber ich war beruhigt, als ich dann bei Kilometer 11 oder 12 endlich etwas zum Trinken nachladen konnte.
Da hinten ist irgendwo der Feldberg
Ja, es gab Steigungen, einige sogar! Aber die Höhen gaben auch Ausblicke auf die Umgebung. Kurz nach dem Titisee holte ich Günter L. ein, der normalerweise doch zügiger unterwegs war. Aber er war schwach geworden und hatte sich eine Tüte Eis geholt.
Den letzten Anstieg zur Gemeinde Feldberg brachte ich dann doch eher im Gehen hinter mich und schließlich erreichte ich die Feldberghalle, wo die "schnellen Hirsche" schon beim Relaxen waren, und Thomas B. uns in bewährter Form Schlafplätze reserviert hatte.
Zeitnahme am Ziel der 2. Etappe in Feldberg-Altglashütten
Abgesehen vom 1. Tag mit der Einführung verzichtet Ingo meist auf einzelne Etappen-Briefings. Davon wich er heute allerdings ab. Der Streckenmarkierer war bereits unterwegs gewesen und hatte die heute 3. Etappe bis zum 2. VP markiert, der Rest würde dann morgen markiert. Die Markierungen ließ Ingo immer zeitnah machen, damit die Möglichkeiten von vermeintlichen Spaßvögeln, die Pfeile zu entfernen oder in andere Richtungen zeigen zu lassen, minimiert wurden. Zusätzlich wurde gerade bei unübersichtlichen Stellen Sprühkreide zur Markierung verwendet.
Folgen Sie den Pfeilen...bis zum nächsten Etappenziel
Es standen morgen wohl ein paar trailige bergauf Abschnitte an, im Wald wurde Holz gemacht und man musste mit Aktivitäten von Waldschraten rechnen und irgendwo war auch die Rede von einer Kreisstraße, die aufgrund einer Baustelle für Autos blockiert, aber für Läufer passierbar wäre.
Abends gab es wieder hervorragendes Essen, geliefert an die Halle von einer örtlichen Metzgerei, und der Hallenablauf sah vor, pünktlich um 21 Uhr das Licht auszumachen.
Morgens auf der 3. Etappe
Start zur 3. Etappe: Recht kurz (knappe 45 Kilometer) und einiges an Bergab-Passagen, es sollte insgesamt rund 1.000m runter gehen und 400m rauf. Ein längeres Bergablaufen war natürlich auch für Knie und sonstige Gelenke gerade für die norddeutschen Flachlandläufer nicht zu unterschätzen.
Ich laufe eigentlich ja nur wegen der Verpflegung mit ;-)
Und es wurde wieder ein heißer Tag! Von daher war mir die kurze Etappe sehr recht. Mit den Temperaturen kam ich einigermaßen klar, aber die pralle Sonne behagte mir nicht. Mütze und Sonnencreme waren von Nöten, um sich da keinen Sonnenstich zu holen.
Ich war auch mit meinem Rhythmus sehr zufrieden. Bei früheren Etappenläufen waren die Muskeln auf den ersten Kilometern recht steif und ich musste mich zum Teil erst gehend fortbewegen, bis ich wieder flüssig laufen konnte. Aber mein Körper schien da eine gewisse Routine entwickelt zu haben. Nun gut, dies wird auch abhängig von den Etappenlängen sein. Bei vergleichbaren Läufen waren die Etappenlängen ja zum Teil bei 80 oder 90 Kilometern!
Beim dritten VP der Etappe feierten wir Bergfest: Die Hälfte des Schwarzwaldlaufes war geschafft!
3. Tag, 3. Verpflegungspunkt, Bergfest: Die Hälfte der 270km sind geschafft!
Und dies noch bei mir zumindest ohne Probleme, wenn auch bei moderatem Tempo. Aber gut und gesund ankommen war für mich die erste Priorität. Winfried B. hatte mittlerweile wohl mit einer Blase zu kämpfen und Kent R., den ich vom Heidschnuckenlauf kenne, hatte böse Krämpfe, hatte aber von überholenden Läufern wohl Magnesiumtabletten, Iso-Getränke und dergleichen bekommen, so dass er auch die Etappe finishen konnte.
Die schnellen Läufer durften aufgrund der Temperaturen statt um 8 um 8.30 Uhr starten und die ersten waren dann schon kurz nach 11 Uhr im Ziel. Allerdings gab es etwas Aufregung, da sich viele verlaufen hatten. Bislang hatten mich die roten Pfeile, für die man dann schon einen gewissen Blick entwickelte, nicht im Stich gelassen und ich musste nur in Ausnahmefällen mein etrex 20x bemühen. Aber es dabei zu haben und im Falle des Falles auch autark die Strecke zu finden, hatte schon etwas Beruhigendes.
Hemut R., Ultra-Urgestein aus Bremen-Nord, feuerte mich in Lauchringen an
In Lauchringen, kurz vor dem Zieleinlauf, noch eine nette Überraschung: Helmut R., Ultramarathon-Urgestein aus Bremen-Nord, war angereist und feuerte mich an.
Neben Helmut erwartete uns dort im Ziel eine wahre Luxus-Halle und es gab den Temperaturen entsprechend auch noch die Gelegenheit, Kohlehydrate in Form von Spagetthi-Eis aufzunehmen.
36 Grad in Lauchringen, nahe der Schweizer Grenze
Diesmal wurde nicht in der Halle gegessen, sondern in einer Sportgaststätte an einem Stadion, 600m von der Halle entfernt. Beim Abendessen empfand ich das als nicht störend, aber am nächsten Tag war ich dann doch etwas angespannt, um die Ausrüstung am Morgen für die Strecke zu richten, das Gepäck zu packen, und zu frühstücken. Ich war da irgendwie nicht so ganz im Takt, aber doch rechtzeitig und ohne größeren Stress startklar.
Die 4. Etappe war mit 61 Kilometer die längste, 650m sollte es dabei hoch, und 300m runter in Richtung Bad Dürrheim gehen. Aber zuerst verlief die Strecke ideal für norddeutsche Läufer, flach entlang der Wutach, fast wie zu Hause. Zeitweise ist die Wutach auch Grenzfluss zur Schweiz, so dass einige Läufer für nächstes Jahr einen Abstecher in eidgenössische Gefilde anregten (allerdings dürfte das hinsichtlich einer potentiellen Genehmigung wieder mehr Papierkram bedeuten).
Entlang der Wutach
Nach Kilometer 27 ging es dann bergauf, merklich! Und auf der Höhe um die Ortschaft Blumberg entfaltete sich eine Bilderbuchlandschaft mit geschwungenen Wegen, Wäldern und weiten Tälern. Au!!! Zum ersten Mal heute ging es bergab, und die 1.000 "negativen Höhenmeter" von gestern beschäftigten die Muskeln in meinem Hinterteil, welches sich nun schmerzhaft bemerkbar machte. Aber auch das rengte sich wieder etwas ein, aber so richtig angenehmes Bergablaufen wollte sich nicht einstellen. Immerhin waren meine Oberschenkel zufrieden.

So langsam hatte ich auch so einen eigenen Etappenrhythmus. Nach dem Start erst mal gar nicht daran denken, wie lange denn die Gesamtdistanz ging, sondern einfach nur mal locker lostraben, die Muskeln bewegen, den Morgen genießen. Dann waren schon 4 oder 5 Kilometer vorbei und da freute ich mich mich dann auf den ersten Verpflegungspunkt, der um Kilometer 9 kam und wo eigentlich "nur" Getränke serviert wurden. Dann ging's weiter, ich genoss die Landschaft, kam wieder in Trab, und freute mich auf den 2. VP, den ersten "richtigen" Verpflegungspunkt, wo ich dann eher schon ein zweites Frühstück zu mir nahm. Das war dann bei Kilometer 18, 19 oder 20, ups. Und da hatte man bei den meisten Etappen ja schon gut ein Drittel geschafft! So schnell ging das. Dann freute ich mich auf den 4. VP, wo ich mir dann meist ein Dropbag mit eigenen Dingen, eigenem Isogetränk und die von mir bevorzugtem Müsliriegel, zusammen mit einer Notfallaustattung an Laufbekleidung deponieren ließ. Wenn ich dort war, hatte ich ja schon zwei Drittel hinter mir und konnte mich schon so langsam auf das Ziel freuen. Ach ja, und zwischendurch bot die Landschaft sowie die Begegnungen mit Mitläufern auch einiges an Abwechslung.

Um einen Shin Splint vorzubeugen setzte ich nicht nur auf besagte, spezielle und sündhaft teure Laufsocken, sondern auch darauf, die Laufschuhe schon zu Beginn sehr locker zu schnüren. Nach etwa der Hälfte einer Tagesetappe musste ich dann nochmal etwas freier schnüren, man merkte schon, dass die Füße mit der Zeit etwas anschwollen. Aber zum Glück war ich bis zur Mitte der 4. Etappe verschont geblieben und sollte es auch für den Rest des Schwarzwaldlaufes sein.
Wie im Bilderbuch
Ein Segen war bei der immer noch vorherrschenden Hitze die vielen kleinen Brunnen in den Dörfern und Ortschaften. Ich nutze bei jedem die Gelegenheit, meine Mütze in das eiskalte Wasser zu tauchen und dann, zumindest für ein paar Meter, erfrischt weiterzulaufen.
Willkommene Abkühlung am Streckenrand
Die Zeit verging wie im Flug, durch Donaueschingen und wieder am letzten Verpflegungspunkt Pastor Ulli, diesmal unterstützt durch Helmut. Auf der Zielgerade nach Bad Dürrheim noch eine 4km lange Gerade, parallel zu einer Autobahn in der prallen Sonne. Vor und hinter mir immer wieder Läufer, die ich nicht einholen konnte, bzw. die mich nicht überholen konnten. So langsam konnte ich doch etwas aggressiver laufen, sofern das auf der 4. Etappe bei über gelaufenen 50km noch möglich war.
Ingo verteil zum letzten Mal die aktualisierten Roadbooks
Die Halle in Bad Dürrheim sollte recht eng sein, aber uns reichte sie. Sie befand sich bei einem Schulzentrum, welches etwas außerhalb des Ortes lag, so dass wir auch niemanden störten. Auf meiner GPS-Uhr waren heute doch 63 Kilometer zusammengekommen, vielleicht war die Strecke doch ein wenig länger als ausgeschrieben gewesen?
Abendessen in der Schulkantine
Das kohlehydratorientierte Abendessen wurde in der Schulkantine mit einem umfangreichen Salatbüfett serviert. Ingo richtete noch eine Art Vorab-Schlußansprache an die Läufer. Morgen stand die letzte Etappe an und einige würden wohl recht schnell abreisen. Ein paar hatten sich dann am Wochenende schon wieder zu diversen Laufveranstaltungen angemeldet. Aber nun gut, Regeneration war für mich zumindest auch wichtig.
So langsam stellte sich auch etwas Wehmut ein, die Tage und Kilometer waren wie im Fluge vergangen. Beherrschendes Thema unter vielen Läufern war der Deutschlandlauf 2017, der in ähnlicher Form, allerdings in längeren Etappen, von Sylt bis zur Zugspitze laufen soll (Anmerkung des Korrekturlesers: Geht´s noch???).
Die aktuellen Ergebnislisten finden lebhaftes Interesse
Wieder war Thomas B. als erster im Ziel, aber nicht mal er konnte Plätze an der Hallenwand reservieren. Wir anderen 3 Nordlichter waren dennoch mit der Reservierung sehr zufrieden.
4 Nordlichter unterwegs
Am Morgen des 5. Tages fühlte ich mich nicht ganz so fit und ließ es ruhig angehen. Plauderte ein wenig mit Peer S., der wie ich vor zweieinhalb Wochen zur Vorbereitung den Wappenweg-Ultra in Bielefeld gelaufen war und machte mich dann ein wenig auf die Aufholjagd, allerdings ohne zu übertreiben, es standen nochmal knapp 58 Kilometer an.
Letzter Morgenlauf
Ich konnte so doch auch noch das ein oder andere Wort mit Läufern wechseln, die ich die Tage nie gesehen hatte, weil sie doch hinter mir waren. Leider holte ich dann diejenigen, die normalerweise in meiner Sichtweite waren, im weiteren Tagesverlauf nicht mehr ein. Aber das störte mich nicht, fühlte mich gut, war auf der Zielgeraden, da konnte man nur dankbar sein.
Zudem boten nach 11 Uhr einige Schleierwolken doch etwas Linderung vor den Sonnenstrahlen, welchen wir in den letzten Tagen, abgesehen von Mütze und Sonnencreme, ungeschützt ausgesetzt gewesen waren.
Nicht mehr weit...
In Horb-Nordstetten, wo Ingo beheimatet war, befand sich das Ziel direkt vor dem El Gringo. Dort gab es wahlweise Kaffee und Kuchen, Bier oder ein Bratwürstchen.
El Gringo in Horb-Nordstetten
Ich verzog mich recht schnell zum Duschen in die Halle, wo wir ein letztes Mal übernachten würden, weil mir der Trubel vor dem El Gringo nach der Ruhe des Laufes doch etwas zu viel war. Ich wollte den Schwarzwaldlauf in Ruhe ausklingen lassen.
Geschafft!!!
Ich war sehr zufrieden, dass ich es geschafft hatte, 270km an 5 Tagen. Ich fand mich zwar irgendwo im Mittelfeld, aber wichtig war für mich der Finish ohne gesundheitliche Probleme, auch gerade, weil es eben beim Spreelauf nicht geklappt hatte.
Großen Respekt und vielen Dank an Ingo und sein Team, der Lauf war genial organisiert! Von diesen Erfahrungen und dem Gefühl, 'einfach nur unterwegs zu sein', werde ich wohl noch einige Zeit zehren. Genial war aber auch die Atmosphäre unter den Läufern und ganz besonders auch unter den Nordlichtern ;-)
Bei der Siegerehrung
Stefan S.