2017 5. WiBoLT

Was wir hinter uns haben

5. WiBoLT 2017

Nachdem ich letzes Jahr nach etwa der Hälfte der Strecke des WiBoLT's aufgeben musste, rief auch dieses Jahr zum Abschluss der Frühjahrs-Lauf-Saison der Rhein...STEFAN!!! 

4. WiBoLT 2016

Insgesamt war ich zwar nicht in der gleich guten Form wie letztes Jahr, dazu hatte ich in letzter Zeit sowohl beruflich als auch privat einiges, zum Teil Unangenehmes aber auch viel Schönes, um die Ohren. Aber ich hatte auch einiges an Erfahrung bezüglich längerer Ultras mit einem großen Eigenverpflegungsanteil gewonnen, eine bessere Streckenkenntnis (den zweiten Teil des Rheinsteigs bin ich weitgehend mit meinem Lauffreund Winfried vor Ostern abgewandert) und auch bessere bzw. passendere Ausrüstung. Leider war Winfried dieses Jahr nicht beim WiBoLT mit dabei, er konzentrierte sich läuferisch auf den Deutschlandlauf und ich habe ihn am Rhein vermisst.
Start für die 320km war Mittwoch, 14.06.17, um 18 Uhr in Wiesbaden (die Extended Combined Version mit 555km war bereits seit Montag unterwegs) und wieder war für ein Live-Tracking gesorgt (was einige der Laufgruppe auch verfolgten, was mich sehr gefreut hat!). 
Ziel für mich war "einfach" nur das Finishen, d.h. am Sonntag um 12 Uhr, d.h. nach 90 Stunden für die 320km gut 11.000 Höhenmeter, musste ich dann in Bonn sein. Ich wolltee mir alle Mühe geben, aber gereicht hat's trotzdem nicht.
Der Rhein ruft... Am Start in Wiesbaden-Biebrich
Der Mittwoch, der Tag des Starts, war sonnig, die Anreise per Zug von Bremen nach Wiesbaden verlief entspannt und vom Bahnhof Biebrich zum Start war es nur Rund eine Viertelstunde zu Fuß.
Läuferbriefing durch Veranstalter Michael Eßer
Am Start sammelten sich immer mehr Läufer, nahmen ihre Startnummer entgegen, zogen sich um und befestigten den Live-Tracker. Schliesslich gab es noch ein kurzes Läuferbriefing durch "Mr. WiBoLT" Michael Eßer und dann wurden die Läufer auf die Strecke geschickt.
Gazellenherde in den Weinbergen über Wiesbaden
Gerade in Wiesbaden hatte ich noch eine gute Erinnerung an die Strecke und die Gefühle vom letzten Jahr. Vergleichbar langsam wurde losgetrabt und ich blieb lange in einer Gruppe von Läufern, als wir die Weinberge des Rheingaus erklommen.
Irgendwo im Rheingau
Der erste Verpflegungspunkt im Kurort Schlangenbad war nach nicht mal 18 Kilometer erreicht, das sagte noch nichts aus. Ich hatte mir, basierend auf meinen Datenaufzeichnungen aus dem letzten Jahr, einen Plan gemacht, bis wann ich etwa bei welchem Verpflegungspunkt sein wollte und wie lange ich mich dort ausruhen konnte. OK, war im Plan, aber es waren ja noch 300km zu laufen und der schwierige Teil ging ja erst ab Rüdesheim los, also weiter (trotzdem aber auch ein Dank an das Team vom Verpflegungspunkt Schlangenbad!).
VP 1 in Schlangenbad
Von Schlangenbad ging es dann in die Nacht und in den mit 37 Kilometern längsten Abschnitt ohne Verpflegungspunkt. Aber die Nacht war unterhaltsam, ich hatte fast immer läufereische Begleiter, die Strecke war abwechslungsreich, an Klöstern vorbei, mit tollen Ausblicken von den Anhöhen des Rheingaus auf schlafende Winzerdörfer und den Rhein. Bisweilen überholten wir Teilnehmer der "Extended Combined Version", bei der satte 555 Kilometer zu laufen waren.
Blick vom Niederwalddenkmal in Rüdesheim auf Bingen am Rhein
Beim Verpflegungspunkt in Rüdesheim mit Blick auf Bingen am Rhein genoss ich die Aussicht, war aber etwas in Sorge, da schon der Morgen dämmerte - das Dämmern sah ich letztes Jahr an dieser Stelle noch nicht, war aber dennoch im Zeitplan. Auch hatte ich Appetit und weiter ging es alleine, da mein Begleiter noch etwas am VP bleiben wollte.
Blick auf den Rhein
Von nun an wurde es bergig, der Rheinsteig nimm jedes Seitental mit, und so würden dann irgendwann hoffentlich 11.700 Höhenmeter zustande kommen. Oben wurde man jedoch immer mit schönen Ausblicken auf den Rhein mit seinen Ausflugsdampfern sowie vielen Burgen belohnt.
Nicht immer war es so eben und schattig
Es wurde war, sehr warm! Gegen Nachmittag merkte ich, dass ich mein Tempo vom letzten Jahr nicht halten konnte. Die Sonne brannte bei jedem Aufstieg auf den Rücken und ich musste eine Entscheidung bezüglich meiner ersten längeren Rast mit Schlafpause machen. Die ursprüngliche Planung war, in Oberkestert bei Kilometer 136 (wie letztes Jahr) ein paar Stunden zu schlafen, aber ich kannte die Anstiege, die zwischen der Loreley und Oberkestert noch zu überwinden waren, und das wollte ich lieber bei angenehmeren Bedingungen in Angriff nehmen. Also nahm ich doch den Stopp an der Loreleyschule, wo eine Turnhalle mit Matten zum Schlafen, Duschen und ein Vorraum mit der Verpflegung und aufmunternden Worten der Helfer zur Verfügung standen.
In der Ferne war Gewittergrummeln zu hören, und man merkte schon, dass sich die Temperaturen abkühlten.
Nach zweieinhalb Stunden Schlaf machte ich mich mit einem Laufkollegen um 22 Uhr wieder auf in die Nacht. Erst ein langer Abstieg von rund 150 Höhenmetern nach St. Goarshausen, dann praktisch wieder alle Höhenmeter nach oben, zum Vierburgenblick (die Burgen waren sehr schön beleuchtet), und dann gleich wieder runter, und wieder hoch. Oberkestert schien nicht zu 'kommen', meinen Laufkollegen plagten Blasen. So lange hatte ich doch die Strecke nicht in Erinnerung?
Ab Oberkestert, gestärkt durch eine ordentliche Portion Pasta, ging es dann alleine weiter. So im Großen und Ganzen war ich fast wieder im Plan, hatte ja nur einen VP früher als letztes Jahr geschlafen.
Nach nur 12 Kilometern kam Kamp-Bornhofen, wo letztes Jahr ein Verpflegungspunkt, aber dieses Jahr nur eine "Wasserstelle" war. Aber man sparte sich den Umweg zu dem VP. Hier kam nun endlich, bei dem Örtchen Filsen, die größte Rheinschleife und man konnte einige Zeit relativ eben laufen. Hier hatte ich mir letztes Jahr im kontinuierlichen Landregen auf den schmalen Pfaden bei hohem, nassen Gras links und rechts einen bösen Wolf gelaufen. Dieses Jahr war es trocken und das Gras war gemäht.
Braubach und damit Kilometer 160 in Sicht
Ein neues Problem war in den beiden mehr oder weniger durchgelaufenen Nächten aufgetaucht: Obwohl sparsam eingesetzt, hielten die Batterien für die Stirnlampe nur eine Nacht durch. Ich brauchte neue Batterien!!! Wieder war eine Entscheidung zu treffen, in Braubach, bei Kilometer 160, war neben dem Verpflegungspunkt im Rathaus ein Supermarkt, da würde ich Nachschub besorgen. Aber dadurch auch etwas (im Endeffekt etwa eine Viertelstunde) an dringend notwendiger Ruhepause verlieren.
Nach etwas Schlaf ging es dann wieder weiter. Ich hatte nun auch mein Minimalzahl erreicht: Mindestens so lang zu laufen, wie letztes Jahr. Nun stand nach der Überquerung der Lahn die urige Rupertsklamm an, ein enge, felsiges Bachtal, in dem auf rund 2 Kilometern 235 Höhenmeter zu überwinden waren.
Am VP Lahnstein (Kilometer 171)
Am Ende der Klamm warteten Mitarbeiter vom Tourismusbüro Lahnstein. Der Verpflegungspunkt war für mich einer der Höhepunkte des WiBoLTs, sowohl was Versorgung als auch Motivation angeht!

Weiter ging's, nur wenige Minuten vor mir war Petra und ich wollte nicht so gerne alleine laufen, gerade, wenn wieder die Nacht anstand. Noch war es aber nicht soweit und nach einigen weiteren Steigerungen erreichte ich schließlich Koblenz, erklamm die Festung Ehrenbreitstein und holte schließlich auch Petra ein. Ich war aber doch so langsam unter zeitlichem Druck, morgen, am Samstag um 6 Uhr, musste ich den VP Feldkirchen (bei Neuwid, Kilometer 231) wieder verlassen haben und der nächste Verpfelgungspunkt Vallendar kam und kam nicht, die Strecke zog sich wie Kaugummi. Noch dazu hatte ich es so in Erinnerung, dass es um Neuwid relativ flach war. War es vielleicht auch, aber es gab trotzdem einige tiefe Bachtäler mit tüchtigen Steigungen von jeweils rund 100 Höhenmetern.

Gerade noch, bevor der Verpflegungspunkt in Vallendar abgebaut wurde, kamen wir an. Nach uns waren jedoch noch eine Reihe anderer Läufer, aber die letzten 27 Kilometer zwischen Lahnstein und Vallendar hatten sich für mich gezogen. Der lange Abstand zwischen den Verpflegungspunkten wurde gerade bei langsamen Vorwärtskommen zu einer mentalen Herausforderung! Zudem war ich trotz ausgiebiger Schmiererei  an den neuralgischen Stellen etwas wund gelaufen, aber zum Glück bei weitem nicht so schlimm wie letztes Jahr.

Langsam wurde es Nacht, aber ich musste Petra ziehen lassen, da ich dann noch Durchfall bekam und länger austreten musste. Kurz vor Rengsdorf bekam ich dann auch mental die Krise, ich schien gar nicht voran zu kommen, hatte auch keine Kraft mehr und mein Körper schien keine Nährstoffe aufgenommen zu haben. Als dann endlich Rengsdorf in Sicht war, war mir klar, dass ich es nicht schaffen würde. Eventuell gerade noch rechtzeitig bis nach Feldkirchen, aber aufgrund der Cut-Off-Zeit ohne die Möglichkeit, dort zu schlafen und seit Mittwoch Abend hatte ich knapp 3 Stunden geschlafen. Und jetzt war immerhin...was für ein Tag denn??? Äh, ah, Freitag, kurz vor Mitternacht. Cut-Off in Feldkirchen war in gut 6 Stunden, aber noch war ich noch nicht an der Verpflegung in Rengsdorf, von der ich wusste, dass sie am anderen Ende des Orts war, bis dahin brauchte ich auch noch Zeit. Ich würde zu wenig Schlaf in Feldkirchen bekommen.

Ich entschied mich dann auszusteigen und eine Ablkürzung zum Verpflegungspunkt zu nehmen. Diesmal fiel die Entscheidung umso härter, weil es nicht so ganz eindeutig war, ohne den Durchfall und mit etwas mehr Schlaf in Aussicht hätte (hätte, Fahrradkette) ich es wohl noch probiert. Aber immerhin hatte ich meinen persönlichen Rekord über meine längste am Stück gelaufene Distanz auf rund 215 Kilometer erhöht. Vielleicht ruft der Rhein nächstes Jahr ja erneut? Warten wir es ab!

Stefan S.